Ein Narr, der sich nach Frieden sehnt!

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Ulrich Haberl aus Narrenprediger: „Ach, ich bin doch ein Pfarrer nur, der sich einmal im Jahr ‘ne Spur von Narrentum erlaubt.“

Vier Tage nach Beginn des Ukrainekriegs eine Narrenpredigt halten – geht das? Mit dieser Frage sah sich Pfarrer Ulrich Haberl von der Evangelischen Dreiseengemeinde am diesjährigen Faschingswochenende konfrontiert. Denn seine Narrenpredigt für Sonntag, 27. Februar, war bereits geschrieben, als Wladimir Putin in der Ukraine einfiel. Den alljährlichen Ulk, den sich Ulrich Haberl seit mehr als 22 Jahren als Pfarrer erlaubt, wegen des Krieges unter den Tisch fallen zu lassen, das gefiel seinem Alter Ego mit der blauen Narrenkappe ganz und gar nicht: „Leid und Tod rauben uns das Lachen.
Jedoch, dass Narr‘n ‘nen Reim sich machen,
auf die Abgründe unserer Zeit,
voll Schmerz, voll Wut und doch befreit,
das sollte man versteh‘n als Zeichen,
dass sie zwar trauern, doch nicht weichen.“

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Also textete er in kürzester Zeit eine völlig neue Fassung. „Nein, Narr, heut ist kein Tag zum Scherzen, heut bluten allen Narr‘n die Herzen“, stimmte er die Gemeinde auf eher nachdenkliche Worte als auf launige Faschingssprüche ein. „Es fehl‘n die Worte. Besser Schweigen, um stumm das Mitgefühl zu zeigen? Der Narr sucht mühsam Wort um Wort. Dann wirft er sie gleich wieder fort. Sie sind zu glatt, sind viel zu klein. Doch dann möchte er wieder schrei‘n.“ Denn wo bitte ist Gott, wenn auf der Welt das Unheil tobt: „Der Narr fragt: Ist denn weit und breit kein Gott, der seinen Geist mal sendet und diesen Wahnsinn jetzt beendet? (…) Wir bräuchten dringend deine Kraft, die irgendwie den Frieden schafft!“ Zudem ist ein wild gewordener Potentat nicht Geißel genug, „Putin und Trump versteh´n sich blind, weil sie im Ungeist Brüder sind“. Dabei war die Hoffnung: „Wirtschaft und Handel fördern gesellschaftlichen Wandel.“ Stattdessen muss man sich jetzt fragen: „Kann man irgendwie bannen den Vormarsch Putins, des Tyrannen?“ Nicht zu beneiden seien die Politiker, die jetzt über Krieg und Frieden entscheiden müssen. „Wer Frieden will, der muss was wagen. Das will der Narr als erstes sagen.“

„Die Narren sollen weiter wagen,
dem König ins Gesicht zu sagen:
‚Auch du bist nur ein kleiner Wicht.
Das letzte Wort, das hast du nicht.‘
Die Welt, die nimmt halt ihren Lauf.
Der Narr jedoch setzt noch was drauf.
Mit Reimen und mit Schabernack
kratzt er der Welt an ihrem Lack.“

aus der Narrenpredigt von Pfarrer Ulrich Haberl

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Die zweite närrische Idee lautet ganz im Sinne der Bergpredigt: „Aus Gegnern wieder Freunde machen, das ist eine der größten Sachen.“ Der Narr sagt weise: „Willst du wirklich am Frieden zimmern, musst du dich um die Feinde kümmern.“ Und schließlich werden die Zuhörer an die Freiheit des Glaubens erinnert: „Wie mächtig einer ist und war, vor Gott steh‘n alle nackig da.“ Denn „noch gibt es Krieg und Streit und Mord. Doch einst spricht Gott das letzte Wort. Dann hält sogar der Narr die Klappe und lüftet demütig die Kappe.“

Für Sie berichtete Petra Schmieder.

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