Ein Wettlauf um sauberes Trinkwasser

„Ich hätte nie gedacht, dass meine Tochter so viele Runden läuft“, staunt eine Mutter verblüfft. „Wird nicht ganz billig“, grinst sie nicht ohne Stolz, denn vorab wurde ein frei wählbarer Betrag festgelegt, der von den „Sponsoren“ pro gelaufenen Kilometer gespendet wird. Und die Schülerinnen und Schüler der 1. Klassen legten sich wirklich ins Zeug: mit viel Spaß und Energie liefen, hüpften und sprangen sie die Strecke zwischen Spielplatz und altem Sportplatz hin und her, während ihre Lehrer und freiwillige Helfer für jede Runde Stempel verteilten. Schon bald prangten viele runde Böppel auf den Unterarmen der eifrigen Kinder, die sie mit roten Köpfen vorzeigten. Für die „Abrechnung“ waren dann die Eltern, Großeltern oder andere angeworbene Geldgeber zuständig.

Wenn man Durst hat, dreht man den Wasserhahn auf und hält ein Glas darunter – für uns ganz selbstverständlich, auch wenn zuweilen natürlich der Saft oder die Limo besser schmeckt. Für die Menschen aber in Chatra, der Partnergemeinde von Herrsching, ist das keine Selbstverständlichkeit. Das Wasser von vielen ihrer Brunnen ist mit Arsen belastet, einem krebserregenden Element, das auch zu Hautveränderungen und massiven Organschädigungen führen kann. In einem gemeinschaftlich geförderten Projekt von Indienhilfe e.V., der Gemeinde und ortsansässigen Trägern wird aktuell eine nachhaltige Trinkwasseraufbereitungsanlage gebaut. Leider hat der Zyklon „Amphan“ von 2020 großen Schaden bei dem Projekt angerichtet und sorgte – gemeinsam mit Corona – für Verzögerungen. Das Team von der Indienhilfe e.V. hofft nun sehr darauf, dass die Anlage zügig fertiggestellt werden kann. Am besten noch vor dem nächsten Monsun und unbedingt vor weiteren Zyklonen, die durch die Klimaveränderung an Häufigkeit zunehmen werden.

Für die Bewohner der Partnergemeinde ist es also wirklich ein Wettlauf um sauberes Trinkwasser – während für die Schulkinder der Christian Morgenstern Schule doch eher der Spaß im Vordergrund stand. „Wir haben im Vorfeld mit den Kindern über die Problematik gesprochen“, erzählt die Lehrerin Marion Graf. Und Susanne Hänel hat gemeinsam mit Thea Wolf Plakate aufgehängt, die über das Projekt informieren. Die Hoffnung: vielleicht interessiert sich ja dadurch der ein oder andere Zuschauer für diese Anlage, mit deren Hilfe die Familien von Chatra hoffentlich bald an sauberes Trinkwasser kommen. Spenden werden noch dringend benötigt – gerne auch ohne läuferischen Einsatz!