Während des einwöchigen Einsatzes im Februar wurden insgesamt zwölf Patienten behandelt. Diesmal reiste das Team aus dem Landkreis Starnberg zu neunt nach Lomé. Beim Abschiedsfoto strahlten die frisch Operierten in die Kamera.
Orthopäden aus dem Landkreis Starnberg und Weilheim helfen gehbehinderten Menschen in Togo
Mitte Februar reiste ein Ärzteteam aus den Landkreisen Starnberg und Weilheim sowie medizinisches Personal für Hüftoperationen nach Lomé in Togo. Es war die dritte medizinische Hilfsmission, die den Patienten durch Hüftimplantate ein beschwerdefreies Leben ermöglichen soll. Auch Dr. Julia Voigtländer-Bolz aus Herrsching gehörte dem neunköpfigen Team aus Orthopäden und medizinischem Fachpersonal an. Für sie war es die zweite Togo-Mission nach 2023. Die Anästhesistin, die am Klinikum Seefeld arbeitet, verzichtete wie alle anderen während des einwöchigen Einsatzes auf ihr Honorar und trug die Reisekosten selbst. „Uns war es wichtig, an den Erfolg und der großartigen Teamleistung der letzten Mission anzuknüpfen“, sagte sie im Gespräch mit dem Herrschinger Spiegel. „Dieses Mal konnten wir 13 OPs durchführen, beim letzten Einsatz 2023 waren es elf“.
Die Implantation künstlicher Hüften ist in Europa mittlerweile Routine, in Afrika dagegen ist dieser Eingriff noch lange nicht zum Standard geworden. Dennoch ist die Operation vor allem für junge Menschen dort ein Segen. Der Grund: Viele Schwarzafrikaner haben eine angeborene Sichelzellanämie, die sie bereits in jungen Jahren zu Invaliden machen. „Die Verformung der roten Blutkörperchen bietet zwar einen teilweisen Schutz vor Malaria, führt jedoch auch dazu, dass kleine Gefäße verstopfen können“, erklärte Julia Voigtländer- Bolz. Das hat zur Folge, dass die Hüftkopfe von dieser Unterversorgung betroffen sind. „Viele junge Menschen leiden an einer Hüftkopfnekrose, was ein Absterben des Hüftkopfes bedeutet.“
Schwierige Gegebenheiten vor Ort
„Wir haben die Patienten ausschließlich über eine Spinalanästhesie betäubt“, berichtet die Medizinerin. „Die Hygieneverhältnisse sind nicht mit unseren vergleichbar“. Obwohl Ausstattung und Versorgung in der Klinik von Dr. Kodom gut seien, fehle es an den technischen Voraussetzungen. „Es gibt beispielsweise keine Aufzüge, so dass die Patienten von Ärzten und Pflegern mühsam auf einer Trage über verwinkelte Treppen transportiert werden müssen.“ Bei Temperaturen von 35 Grad zu operieren stelle außerdem eine Herausforderung dar. Klimaanlagen gibt es zwar, funktionieren aber nicht immer zuverlässig, was die Orthopäden ganz schön ins Schwitzen bringt. Um die Einsätze zu finanzieren, wurden im Vorfeld Sachspenden wie medizinisches Material, Prothesen und Medikamente von Kollegen, Kliniken und Geschäften gesammelt. Bei der Abreise nach Togo hatte Julia Voigtländer-Bolz zwei Koffer voll mit OP-Ausrüstung und Medizin dabei, darunter auch zwei alte Monitore. Darüber hinaus spielen Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative aller Beteiligten eine wichtige Rolle. „Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn man den Menschen vor Ort helfen und ihnen dadurch ein Stück Freiheit zurückgeben kann“.
Hüftersatzinitiative seit 2018
Margret Kopp, Vorsitzende der Togo-Hilfe in Fürstenfeldbruck, hat diese Initiative 2018 zusammen mit Dr. Michael Gistl aus Gilching und Dr. Klaus Bachfischer aus Tutzing ins Leben gerufen. In Togo engagiert sich Dr. Michael Kodom mit dem Verein „Aimes Afrique“ für verschiedene Hilfsprojekte in seinem Heimatland. Er stellt den Operationssaal und die Krankenzimmer zur stationären Unterbringung zur Verfügung. Für die Ärzte aus Deutschland bedeutet die Mission auch Hilfe zur Selbsthilfe. Einheimische Chirurgen und Anästhesisten erhalten im Operationssaal eine Schulung, damit sie irgendwann einmal selbst Hüften implantieren können. Trotz aller Herausforderungen will das Team weitere Missionen starten, Hilfe leisten und Leben verändern. Ein vierter Einsatz sei bereits geplant, die Vorbereitungen benötigen aber mindestens ein halbes Jahr Vorlauf.
Für Sie berichtete Nicole Burk.