Christian Schiller ließ Ehrenamtliche, Engagierte und Sportler hochleben
Wenn Bürgermeister Christian Schiller in die Rolle des Showmasters schlüpft, dann moderiert er den alljährlichen Jahresempfang im Haus der bayerischen Landwirtschaft. So geschehen am 3. April, als er in gewohnt souveräner und spritziger Manier seine Ehrengäste feierte. Nach über einem Jahr der Planung freute er sich wieder auf die abendfüllende Gala, zu der engagierte Menschen, Vertreter aus Vereinen, ehrenhafte Sportler und besondere Personen eingeladen wurden. „Zwar steht der Jahresempfang immer wieder zur Diskussion, dennoch bildet er einen wichtigen Rahmen, um wichtige ehrenamtliche Leistungen und Engagement zu ehren“, sagte er. „Doch was braucht es, um auf die Bühne zu kommen?“, wollte er wissen. „Reicht es aus, wenn man beim Ironman auf Hawaii als Zehnter ans Ziel kommt?“, fragte er in Anspielung auf seinen Sohn Felix, der diesen Wettbewerb erfolgreich bestritt. Er zeigte einen kleinen Videoausschnitt, in dem Felix sein Trikot auszieht und folgerte daraus scherzhaft „deswegen hat es für den Titel nicht gereicht.“ Musikalisch wurde der Abend mit dem Duo „Klangzeit“ aus Breitbrunn eingeläutet. Finni Melchior, die Geige, E-Geige und Gitarre spielt, ist auch im Organisationsteam der Kulturkirche Breitbrunn. Hansi Zeller spielt Akkordeon und Flügelhorn. Bereits im zarten Kindergartenalter marschierte er mit der Blechtrommel hinter der Blaskapelle her. Das Duo ist mittlerweile sehr erfolgreich und weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt.
Erfolgreiche Sportler der Gemeinde
Ehrungen für erfolgreiche Sportleistungen gab es auch in diesem Jahr. So durften sich die 13-Jährige Maryna Tymofieieva und der zehnjährige Sebastian Keller über ihren Erfolg im brasilianischen Jiu Jitsu beim internationalen Wettbewerb in Nürnberg freuen. Die Kampfkunst aus Brasilien brachte den beiden eine Silber- und eine Goldmedaille ein. Ein großes Lob gebührte auch dem Trainer Florian Koehlen von der Kampfsportschule WingFight in Herrsching. Auch die Handballer Damen der A-Jugend des TSV Herrsching wurden für ihren Aufstieg in die Oberliga beklatscht: „Wir sind stolz, dass ihr die Meister der Oberliga Süd geworden seid“, verkündete Schiller. „Ihr tragt den Namen Herrsching weit hinaus“, bedankte er sich für das sportliche Engagement. Die Vorsitzende und Abteilungsleiterin Christina Reich ist sich sicher: „Ohne unsere Trainer Michael Klang, Nadine Rötzer und Michael Bischeltsrieder hätten wir diesen Erfolg nicht gehabt.“ Erfolgreich war auch das Volleyballteam der Herren III bei der Meisterschaft der Bezirksklasse und somit dem Aufstieg in die Bezirksliga. Christian Schiller wollte wissen, ob es denn schon Überlegungen gab in die Profiliga zu wechseln? Spielführer Benjamin Draxlbauer entgegnete „bei den Herren ist eigentlich der Zug schon abgefahren. Eventuell gibt es bei der Jugendmannschaft das ein oder andere Talent“. Die erst 13-Jährige Amelie Bancilhon ist amtierende Bayerische und Deutsche Meisterin in den Kategorien Klassisches Ballett, Modern Dance und Charakter Dance. Erst letzte Woche gewann sie mehrere Gold-, Silber- und Bronzemedaillen und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft. „Ich tanze seit ich sieben bin“, erzählt sie auf der Bühne. In der Tanzschule Tutzing wird sie von ihrer Trainerin Flora Almeida unterrichtet.
Besonderes Engagement, Besondere Persönlichkeiten
Für sein besonderes Engagement wurde Dr. Georg Strasser aus Breitbrunn geehrt. Im Dezember wurde er für seine Initiative „raumgeben.net“ mit dem Integrationspreis 2024 der Regierung von Oberbayern ausgezeichnet. Seit zwei Jahren vermittelt er erfolgreich privaten Wohnraum für Geflüchtete. Bis jetzt konnten dadurch rund 150 Personen untergebracht werden. Im Anschluss begrüßte der Bürgermeister einen Mann mit einem „unglaublich langen Titel“: Kriminaldirektor im Bereich Staatsschutz des LKA und Leiter des operativen Terrorismusabwehrzentrums Bayerns, Sebastian Herre. „Du warst jetzt öfters im Fernsehen, doch leider geht es um ernste Sachen, wenn man dich sieht“. Herre betreute als Leiter die Soko Karolinenplatz (Anschlag auf das israelische Generalkonsulat am 5. September in München) und die Soko Seidlstraße (Anschlag in München, als ein Fahrzeug in eine Demonstranten-Gruppe raste).
Für ihren Einsatz im westafrikanischen Togo wurde die Anästhesistin Dr. Julia Voigtländer-Bolz geehrt. Vor kurzem reiste sie mit einem Ärzteteam aus den Landkreisen Starnberg und Weilheim sowie medizinisches Personal für Hüftoperationen nach Lomé in Togo. Es war die dritte medizinische Hilfsmission, die den Patienten durch Hüftimplantate ein beschwerdefreies Leben ermöglichen soll. „Das alles habt ihr ehrenamtlich gemacht“, lobte Schiller die Mission. Als „stille Helden unserer Gesellschaft“ bezeichnete der Bürgermeister den Ambulanten Hospizdienst in Polling. Brigitte Boulet, Barbara Pfannenstiel und Alfred Resch sind seit 2007 als Hospizbegleiter tätig. „Das Wichtigste bei unserer Arbeit ist, im richtigen Moment da zu sein“, berichtet Resch. „Wir sind da, wenn wir gerufen werden“. Die Ortsgruppe besteht aus zwölf Personen, dennoch würde man immer ehrenamtliche Menschen als Hospizbegleiter suchen, so sein Appell.
Eine ganz besondere Ehrung wurde Theresia Holzer zuteil: Für ihr außerordentliches bürgerschaftliches Engagement seit 28 Jahren als ehrenamtliche Kirchenpflegerin wurde sie mit der „Goldenen Bürgermedaille“ ausgezeichnet. „Das haben wir nur ganz selten“, bestätigte Schiller. Sie kümmerte sich Jahrzehnte um das alte Gemeindehaus in Widdersberg, koordinierte die Nutzung für die Vereine und organisierte den Seniorentreff und evangelische Wortgottesdienste. Im Zuge dessen hat sie auch regelmäßig Fahrdienste angeboten. Das Publikum beklatschte die überraschte Geehrte mit einer „Standing Ovation“.
Auch im Herrschinger Unternehmertum hat sich einiges getan. Helen Brugger wurde als „Beste Apotheke Deutschlands 2024“ für ihre See Apotheke ausgezeichnet. Angelina Igl, die im letzten Jahr im Ausbildungsberuf als KFZ-Mechatronikerin bei Auto Feyrer Classic mit der Note 1,0 als Beste in Bayern abschnitt und in diesem Jahr mit 1,4 in der Meisterprüfung noch einen draufsetzte, erhielt außerdem noch eine Urkunde vom Ministerpräsidenten. Das Reparieren der Oldtimer ist für sie keine Arbeit, sondern ein Lebensgefühl. „Am Ende sieht man ein Ergebnis. Da geht mir das Herz auf“, schwärmt sie. „Sie ist die letzte richtige Bäckerei mit Backstube in Herrsching“, kündigte der Bürgermeister die nächsten Gäste an und ehrte Michael Sigl Junior und Senior von der „Bäckerei Sigl“ für 200 Jahre Handwerksbetrieb im Ort. „Wir waren 1848 die ersten Gewerbesteuerzahlenden in der Gemeinde“, stellte Sigl jun. fest. Er übernahm 2018 die Bäckerei von seinem Vater.
Musikalisch sorgten im Anschluss Luca Ponsa (15) und Mathis Zolling (14) auf ihrem Hackbrett für tosenden Applaus. Beide haben im Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ 2024 bei der Solobewertung den ersten Preis erhalten. Heuer konnten sie sich den ersten Preis im Duo holen.
Zum Abschluss sorgte ein Auftritt der besonderen Art für einen Überraschungsmoment beim Publikum: „Wir tauchen in die Welt des Musicals ein“, verkündete Christian Schiller und freute sich auf Quirin Welsch im Duett mit Josephine Eisele. Bei abgedunkeltem Licht und „Showfeeling“ im Saal sangen die beiden zwei Einlagen aus dem „Phantom der Oper“. Die „Breitbrunner Gewächse“, wie Schiller sie nannte, sind keine Profis, was man angesichts der Gesangsleistungen kaum glauben kann. Der 19-Jährige Quirin studiert in Innsbruck Architektur, hat aber schon einige Erfahrungen im Deutschen Theater sammeln können. Josi ist 21 Jahre alt und studiert ebenfalls Architektur, allerdings in Dresden. Beide kennen sich schon seit der Schulzeit und haben zusammen im Chor gesungen.
Für Sie berichtete Nicole Burk.