Ricardo & Friends mit Songs of Love and Peace: ein Konzert, das mir alten und dennoch so aktuellen Klassikern Erinnerungen wachrief und die Stimmbänder des Publikums forderte
Ricardo Volkert mit ungewohntem Ensemble zu Gast beim Kulturverein
Bob Dylan, Neil Young, Leonhard Cohen & Co: bei wem kommen da nicht Gedanken an Lagerfeuerabende in Erinnerung? An denen man zusammen sang – und dabei irgendwie auch für den Frieden eintreten wollte. „Als wir den Termin für dieses Konzert ausmachten, wären wir nicht auf die Idee gekommen, dass dieses Thema dann so aktuell sein wird“, sagte auch Heinz Hellerer bei der Begrüßung. Der Krieg in der Ukraine aber ist aktuell und birgt Erinnerungen an Zeiten, die man hoffte, hinter sich gelassen zu haben. „Where have all the flowers gone“: ein Antikriegslied des Amerikanischen Singer Songwriters Pete Seegers, in dem er fragt, wo die Blumen, die jungen Frauen und – die jungen Männer sind? In den Zeiten des Vietnamkrieges. Viele der alten Songs sind gerade in diesen Tagen wieder brandaktuell. Politisch, aber trotzdem auch: einfach schön zu hören!
Vor gut zwei Jahren war Ricardo Volkert schon einmal in ähnlicher Besetzung und Musik in Herrsching zu hören gewesen. Mit Songs gegen den Krieg und für die Liebe. Doch was der Auftakt zu mehr hätte sein können, wurde durch Corona erst einmal zunichte gemacht. Jetzt war ein gemeinsames Konzert wieder möglich – und selten schien die Zeit dafür gegenwärtiger. Die Klassiker von Gestern für unsere Zeit, in der Populismus und Antisemitismus auf dem Vormarsch sind. In der ein Krieg in unmittelbarer Nähe begonnen wurde und viele Werte auf den Prüfstand gestellt werden.
„Times they are a-changin’ von Bob Dylan war dann auch das Auftaktlied dieses Abends, der Erinnerungen weckte, die Stimmbänder forderte und: Spaß machte. Mit Stücken, deren Texte hörbar noch den meisten Zuhörern geläufig waren. Geschrieben von Singer-Songwritern, die ihre Popularität damals nutzten, für ihre Ziele einzutreten und Stellung zu beziehen. Gegen Gewalt und Krieg und für die Liebe. Vorgetragen von Musikern, die scheinbar ebenso viel Spaß an diesen alten Klassikern hatten, wie das Publikum.
Auch der Publikums-Chor wurde im Laufe des Abends zunehmend stimmgewaltiger
Gespielt und gesungen mit Verve – und mit Ricardo Volkert, einem „Lokalmatador“, der mit seiner Stimme, seinem Gitarrenspiel und seinen Einführungen zu den gesungenen Texten das Publikum einmal mehr in seinen Bann zog.
Ob „Hallelujah“ von Leonhard Cohen, „The Boxer“ von Simon & Garfunkel u.a.m.: auch der Publikums-Chor wurde im Laufe des Abends zunehmend stimmgewaltiger und sie Flower-Power Zeit von damals wieder ein Stück weit in die Gegenwart gerückt. Ein Abend, der(zu) schnell vorbei war und so manche Erinnerung hat wachwerden lassen.
Für Sie berichtete Barbara Geiling.