„Galaktisch gesehen Schnuppe“

Kategorie: Veranstaltungen

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Große Freude über einen großen Abend, an dem Musiker und Autor den gleichen Ton fanden. V.l.: Maria Körner, Karl Rellensmann, Max Grüner, Anna-Lucia Rupp, Felix Demeyre und Alma Stolte

Eine Zeitreise der Literatur von Karl Rellensmann trifft auf das perfekte Pendant der Musik von der Band Nouk

Karl Rellensmann ist in Herrsching bei allen Musikfreunden sehr bekannt. Als Gitarrist und Gitarrenlehrer, Dirigent und Impulsgeber der großen Konzerte der Musikschule. Aber als Autor?
Im Kurparkschloss las er aus seinem ersten Roman vor, der die Zuhörer in eine Zeitreise nach vorne mitnahm. In eine Zukunft, in der das Internet seine Siegesreise in unsere Welt weiter fortgeführt hat und noch mehr als heute das Leben bestimmt. Oder sich doch eher verselbständigt? Ironisch, kritisch, nachdenklich, humorvoll und aus verschiedenen Perspektiven erzählt, nimmt dieses Buch „Galaktisch gesehen Schnuppe“ einen mit in diese Zukunft, die erschreckend real scheint. Vor allem an diesem Abend, wo es von dem Autor eindrucksvoll gelesen – und den Musikern der Gruppe Nouk aus Dresden scheinbar in Musik verwandelt wird. Eine Lesung, in der mit lautem Applaus nach Zugabe verlangt wird? Erlebt man nicht alle Tage.

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Geschrieben habe er eigentlich schon immer, las die Verlagsleiterin Cornelia Harms aus einer Kurzbiographie von Karl Rellensmann vor. Für ihn war es schon in der Jugend die Flucht aus dem Schweigen, die ihn im Elternhaus verstummen ließ. Füllte Kladden von Papier, schmiss sie weg – und verließ mit 18 das Elternhaus, dass er mit jenem „eckigen Schweigen“ charakterisiert, welches er nur durch Schreiben zu glätten vermochte. Mit Schreiben und mit der Musik, die ihn auch seit dieser Zeit begleitet.
Begann schließlich im Jahr 1996 eine Kurzgeschichte zu schreiben mit dem Titel: „Galaktisch gesehen Schnuppe“. Es wurde letztlich eine Kurzgeschichte mit knapp 600 Seiten.
Eine Geschichte, die zu beschreiben nicht so wirklich einfach ist. Erzählt aus elf Perspektiven einer Familie, die sich in dieser Zweiklassengesellschaft ihren Weg sucht – jeder auf seine Art. Eine Gesellschaft, in der nicht-geliftet den Stempel der Armut erhält und die Abnabelung von Google & Co mit einer Art Blindheit einhergeht. Wo man im Laufe der Zeit unweigerlich mit der Frage konfrontiert wird, wer nun eigentlich wen benutzt. Der Mensch das Internet – oder das Internet den Mensch? Hat es sich inzwischen verselbständigt und nutzt die vom Mensch eingegebenen Informationen für eigene Zwecke?

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Der Autor vergleicht das Netz mit dem ausgeklügelten System eines Myzels , das zwar der Fütterung des Menschen bedarf – aber doch bitte nur in überschaubarer Menge. Eine Reduzierung der Menschheit also ist angebracht – und ist dem Netz ja auch eigentlich immanent. Denn: „wer surft, pflanzt sich nicht fort und wer facebooked streut keine Samen“. Nur wer sich gründlich absondert, überlebt.
Aber ist dieses Überleben um jeden Preis denn lebenswert? Isoliert in der Einsamkeit, sortiert durch jene viel diskutierte Triage – die doch eigentlich nur von der weltweiten Triage ablenkt, der die Welt ausgesetzt ist. Welche dringend Konsequenzen erfordert, die ausgerechnet jene nicht bereit sind zu ergreifen, die klug genug sind, das Universum begreifen?
Die Familienmitglieder – oder doch besser der Autor – lassen den Leser teilhaben an all diesen Überlegungen. Zwischen denen auch unweigerlich die Frage aufkommt, warum der Mensch es aktuell eigentlich so eilig hat, seine Geschichte zu beenden.
Gedanken, die bei dieser Lesung unmittelbar von der Musik weitergesponnen werden. Auf hohen musikalischem Niveau spielen die fünf jungen Musiker aus Dresden und Leipzig Eigenkompositionen, die neue Richtungen ausloten. Arrangements, die im Jazz und Pop eine Anlehnung finden, aber ebenso der Klassik und Indie einen Raum gewähren. Nouk, eine „Indietronic & chamber pop band“, die mit Gitarre, Cello, Bratsche, Percussion, Klavier und Gesang an diesem Abend scheinbar das Buch vertonte, ohne es jedoch vorher gekannt zu haben.
„Zukunftsmusik und ein Zukunftsroman – besser geht’s nicht!“, fasst Karl Rellensmann den Abend freudig zusammen. Ein Abend, für den sich die Gäste mit langem und lautem Applaus beim Autor, den Musikern und allen weiteren Beteiligten bedankte.

Für Sie berichtete Barbara Geiling.

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