Bürgermeister Christian Schiller (li.) und der von der Gemeinde beauftragte Bestattermeister Luciano Peccolo vom Bestattungsinstitut Denk vor dem leeren Kühlcontainer
„Wir hoffen, dass wir ihn nicht brauchen!“
In den ersten Januartagen steckt der Bürgermeister von Herrsching normalerweise mitten in den Vorbereitungen zum legendären Neujahrsempfang. Doch Anfang 2021 beschäftigen Christian Schiller andere Sorgen. „Wir wollen diese Information transparent kommunizieren und hoffen auf das Verständnis aller Bürger“, sagte er bei seinem ersten diesjährigen Pressetermin. Er fand am 12. Januar in der Aussegnungshalle am Herrschinger Friedhof statt. Der Anlass: Auf dem Parkplatz nördlich vom Friedhof wurde an diesem Tag ein Kühlcontainer aufgestellt. Darin können bis zu zehn Särge gekühlt werden. Regulär gibt es am Herrschinger Friedhof zwei Aufbahrungsplätze mit einem sogenannten Kühlsarkopharg, in Breitbrunn einen. Diese würden für den Fall, dass in den kommenden Wochen mehr Menschen als sonst sterben, nicht ausreichen. Die Särge müssten dann für den Zeitraum zwischen dem Sterben und der Beerdigung oder der Einäscherung in die Kühlräume der umliegenden Bestattungsinstitute transportiert werden. Und das kann für die Hinterbliebenen teuer werden: „Ein Transfer kostet bis zu 300 Euro“, weiß der von der Gemeinde beauftragte Bestattermeister Luciano Peccolo vom Bestattungsinstitut Denk. Hinzu kämen Gebühren für die Aufbewahrung. Grundsätzlich hofft Peccolo, „dass wir den Container nicht brauchen werden“.
Jährlich sterben im Gemeindegebiet Herrsching etwa 300 Menschen. Besonders in Orten mit einem Krankenhaus liege die Sterberate immer etwas höher als in anderen Gemeinden mit vergleichbarer Einwohnerzahl, so Schiller. Im vergangenen Jahr waren es sogar deutlich weniger. Die Zahl stieg erst in den letzten beiden Monaten – bedingt durch Corona. „Vor den Feiertagen war es kritisch“, berichtete Schiller. Die Gemeinde hatte rechtzeitig vorgesorgt: Obwohl im Oktober bestellt, kam der Container erst jetzt. 2.000 Euro monatlich zahlt die Gemeinde für die Miete. Durch die Aufstellung des Behälters bleibt der Nordparkplatz auf unbestimmte Zeit komplett geschlossen. „Auch bei der ersten Welle im Frühjahr 2020 stand ein Container hier. Er wurde zum Glück nicht gebraucht. Aber die Menschen haben sich gewundert, warum der Parkplatz gesperrt war.“ Deshalb informiert Schiller die Bürger jetzt offiziell. Und er bittet um Verständnis: „Wenn wir den Kühlcontainer in Betrieb nehmen müssen, wird der gesamte Platz benötigt.“
Für Sie berichtete Petra Schmieder.