Aus Sorge um mögliche Verunreinigungen des Grundwassers sprachen Georg Scheitz, Thomas Tinnes, Maximilian Bleimaier und Christian Schiller im Rahmen einer Pressekonferenz ihre Bedenken zu den geplanten Tiefengeothermie-Bohrungen aus
Offene Fragen und Sorge um die Grundwasserqualität dämpfen die Zustimmung der AWA
Wir sind grundsätzlich immer positiv gegenüber der Nutzung regenerativer Energien eingestellt“, betonte Christian Schiller zu Beginn der Pressekonferenz zum Thema Tiefengeothermie im Sitzungssaal der AWA. Anlass dieser Zusammenkunft war eine Anfrage des Unternehmens Geothermie Ammersee GmbH, die bei der Bayerischen Staatsregierung bergrechtliche Erlaubnis zum Aufsuchen von Erdwärme, sogenannte Claim-Rechte, beantragt hatten. Diese Genehmigung wurde erteilt und nun beginnt die Suche nach geeigneten Standorten für Probebohrungen. Für die Verantwortlichen der AWA ein zweischneidiges Unterfangen, steht hier der positive Effekt einer Nutzung von Erdwärme die Sorge um das kostbare Trinkwasser gegenüber.
Es gibt nicht viele Regionen in Deutschland, wo das Grundwasser Trinkwasserqualität besitzt. Das Vierseenland gehört dazu und für Herrsching und weitere Gemeinden ist die AWA Ammersee dafür zuständig, dieses Wasser sauber zu halten und uns zur Verfügung zu stellen. Wasserschutzgebiete sind hier ein wichtiges Instrument und zudem verfügen die Wasserversorger über genaue Kartierungen, wo weitere Trinkwassereinzugsgebiete vermutet werden. Sensible Regionen, die für den Vorstand der AWA Ammersee, Maximilian Bleimaier, unbedingte Priorität genießen. Und der vor diesem Hintergrund auch für Verständnis darum warb, nicht gleich „Feuer und Flamme für dieses Projekt zu sein“, obwohl er und die AWA unbedingt hinter der Nutzung regenerativer Energien stehen. Das Unternehmen betreibt 13 PV-Anlagen sowie 3 mit Biogas befeuerte Blockheizkraftwerke. Den restlichen Strom beziehen sie von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck: zu 100% Ökostrom. Bei der Tiefengeothermie wird die Erdwärme aus Tiefen zwischen 500 und 5.000 Metern genutzt um Wärme und/oder Strom zu erzeugen. Hinter der Gesellschaft „Geothermie Ammersee GmbH“ steckt das Familienunternehmen von Josef Birner und seiner Tochter Sophie, die aus dem heißen Thermalwasser vornehmlich Strom erzeugen wollen. Seit November 2020 hat die Gesellschaft für die Dauer von 2 Jahren die bergrechtliche Genehmigung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, auf einem Claim von 200 Quadratkilometern Daten für Erdwärmevorkommen zu sammeln und mögliche Bohrstätten festzulegen. Herrsching spielt dabei insofern eine wichtige Rolle, als das hier die Bedingungen für Josef Birner gut geeignet erscheinen.
„Die Nutzung von Erdwärme hat in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen“, sagt auch Maximilian Bleimaier. Als sehr gelungenes Beispiel nannte z.B. er den Münchner Stadtteil Freiham, wo eine riesige Neubausiedlung entsteht und somit die Erdwärme sowohl für Stromerzeugung als auch Fernwärme genutzt werden kann. Ein Umstand, der den Wirkungsgrad dieser Methode ungemein erhöht. Zudem beziehe München sein Trinkwasser aus weit entfernten Gebieten, dem Mangfall- und Loisachtal. Eine ganz andere Voraussetzung, wie der Vorstand der AWA betonte. Er, sein Kollege und Vorstand der Wassergewinnung, Thomas Tinnes, sowie die Verwaltungsratsvorsitzenden Christian Schiller und Georg Scheitz betonen an dieser Stelle sehr nachdrücklich die Sorge um das Grundwasser. Ein Grundwasser, das hier Trinkwasserqualität besitzt und für dessen Schutz sie sich als Wasserversorger in der Pflicht sehen. Die von Geothermie Ammersee GmbH vorgesehene Fläche umfasse auch Gebiete, in denen nicht erschlossene Grundwasserströme liegen. Thermalwasser kann radioaktiv verunreinigt sein und bei Vermischung die Qualität des Grundwassers gefährden. Eine Sorge, die von den Betreibern als nicht realistisch angesehen wird, da sie die Bohrstellen mit Ummantelungen bis in 400 Meter Tiefe schützen wollen. Bleimaier wiederum befürchtet undichte Stellen durch poröse Stellen bzw. Lecks in den Rohren.
Eine für die Bohrung anvisierte Grundstücksfläche an der Seefelder Straße, wo Josef Birner – neben einem eigenem Grundstück – auf den Erwerb von gemeindlichen Flächen für Probebohrungen hofft, liege zudem nahe an dem Naturschutzgebiet und an Wohngebieten. Problematisch für Maximilian Bleimaier, der auch geklärt haben möchte, woher das Kühlwasser für die Anlage kommt und wohin das verbrauchte Wasser abgeführt wird. Im Raum stand ferner die Frage, ob sich eine solche Anlage mitsamt seinen Geräuschemissionen mit der Nähe zum Wohngebiet in Einklang bringen lässt. Fragen, mit denen sich der Gemeinderat wohl in der nächsten Sitzung auseinandersetzen müssen wird. Eine Grundvoraussetzung für die Verantwortlichen der AWA ist die Erstellung eines geologischen Gutachtens. „Gerne wären sie auch früher in die Überlegungen miteinbezogen worden“, betonte Thomas Tinnes, der deutlich die schlechte Kommunikation kritisierte.
Der Umfang ihrer Einflussnahme ist jedoch begrenzt, da die Entscheidungsgewalt über dieses privilegierte Bauvorhaben größtenteils in anderen Händen liegt. Georg Scheitz und Christian Schiller betonten zum Ende noch einmal die wichtige Rolle der Trinkwasserversorgung für diese Region, die ein ganz wichtiger Standortfaktor für die Siedlungsbedingungen ist. „Die Bewahrung dieser Qualität ist eine Generationenaufgabe!“ Und Maximilian Bleimaier schloss sich an: „Unsere Zustimmung findet das Projekt nur, solange eine negative Beeinträchtigung des Grundwassers in unserem Gewinnungsgebiet vollumfänglich ausgeschlossen werden kann.“
Für Sie berichtete Barbara Geiling.
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