Ein Jahr im neugewählten Gemeinderat

Kategorie: Politik

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Viel erreicht und noch viel mehr vor haben die vier Vertreter aus der Bürgergemeinschaft Herrsching im Gemeinderat. V.l.: Rainer Guggenberger, Christiane Gruber, Leo Gruber und Claudia von Hirschfeld

Die Räte der BGH ziehen Bilanz und sprechen über ihre Ziele für die Zukunft

Mit gleich drei neuen Kollegen durfte Christiane Gruber in dem neuen Gemeinderat nach der letzten Wahl starten. Sie, die sich bereits seit vielen Jahren in diesem Gremium sehr aktiv für die Belange von Herrsching einsetzt. Für Rainer Guggenberger, Claudia von Hirschfeld und Leo Gruber ist es die erste Amtszeit und der Start war natürlich alles andere als optimal. Keine Klausurtagung, um die Mit-Räte besser kennenzulernen. Kaum Blickkontakt in der großen Martinshalle, keine Mimik zu erkennen dank der Maske und jeweils sehr lange und gefüllte Sitzungen, in denen eigene Anträge schwer unterzubekommen und jeder Wortbeitrag gut überlegt sein will. Und trotzdem: die Vier aus der parteifreien Wählergruppe haben bereits so einiges auf den Weg gebracht im vergangenen Jahr und für die Zukunft noch sehr viel vor. Zeit für ein kleines Resümee.

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Vier Stimmen im Gemeinderat waren einerseits fast mehr, als sie vor der Wahl erwarten durften. Andererseits natürlich ist man immer auf Koalitionen mit anderen Parteien angewiesen. „Dazu wäre eine Klausurtagung sehr hilfreich gewesen“, meint Christiane Gruber. Aber funktionieren tut es trotzdem – zuweilen. Ein Beispiel: die Abstandsregeln der innerörtlichen Bebauung, die durch die Bayrische Bauordnung deutlich verringert wurde. Von Bürgermeister und Bauausschuss als Thema bereits beerdigt, drangen BGH gemeinsam mit Grünen und SPD darauf, es nochmals auf die Tagesordnung zu bringen. „Ein gutes Beispiel dafür, wie die interfraktionelle Zusammenarbeit im Gemeinderat funktionieren kann“, betont Rainer Guggenberger. Durch ihre Initiative wurde eine Satzung auf den Weg gebracht, mit der sie gut leben können: enge Bebauung dort, wo sie innerörtlich bereits dicht ist und Erhaltung des ländlichen Charakters in den Außenbezirken.

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Das Thema Ortsbildgestaltung „brennt uns unter den Nägeln“, betont Christiane Gruber. Nicht nur, weil es auf dem Wahlprogramm ein Fokusthema war, sondern einem die Dringlichkeit auf Schritt und Tritt in Herrsching begegnet: „An jeder Ecke steht ein Kran und man fragt sich doch, wohin dieser Bauboom noch führen soll“, fragt sich auch Claudia von Hirschfeld. Ihr Anfang des Jahres gestellter Antrag zur Erarbeitung einer zukunftsorientierten Bauleitplanung schaffte es bislang nicht auf die Tagesordnung. Aber immerhin wurde einer Klausur dazu mittlerweile im Rat zugestimmt – sobald Corona es zulässt. „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Planungshoheit haben“, betont Christiane Gruber. Sicherlich gäbe es limitierende Faktoren wie Finanzen oder zwei Staatsstraßen im Ort, aber ja, „es gibt Möglichkeiten“. Durch gemeindliche Grundstücke vielleicht, das Bahnhofsareal, die Ausweisung als Spielstraßen u.a.m. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, hofft die Fraktionsvorsitzende zuversichtlich. Diese Trägheit, mit der im Gemeinderat die Dinge vorwärtsgehen, ist aber trotzdem etwas, mit dem die drei neuen Räte noch kämpfen. Von „ungeduldig“ spricht Claudia von Hirschfeld, „ausgebremst“ verwendet Leo Gruber und Rainer Guggenberger vergleicht mit der Arbeit: „Wenn wir uns als Produktentwickler so viel Zeit für die Projekte gelassen hätten … meine Güte!“ Aber sie erkennen auch den großen Einfluss des Administrativen, der nicht gerade beschleunigend wirkt. Die Grenzen, die ihnen der finanzielle Rahmen vorgibt und aktuell wohl auch das Fehlen einer gemeinsamen Vision innerhalb des Gremiums. Beispiel Verkehrskonzept: Bislang sind die Fortschritte in ihren Augen eher der Kategorie „Flickschusterei“ einzuordnen, wohingegen das „große Ganze“ noch fehle. Froh sind sie darüber, dass in diesem Haushaltsjahr zumindest mehr Gelder in diesen Topf fließen und hoffen darauf, dass die im Arbeitskreis Verkehr erarbeiteten Vorschläge berücksichtigt werden. Vor allem: den Radfahrern und Fußgängern mehr Raum zu gewährleisten.

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Ganz wichtig ist ihnen auch, dass die Gemeinde mehr Verantwortung für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums übernimmt. Wie z.B. das Grundstück am Mitterweg, wo 26 Wohnungen in Trägerschaft der Gemeinde gebaut und dann vermietet werden sollen: ein guter Anfang, der vielleicht schon früher hätte kommen sollen? Viel zu zögerlich ihrer Ansicht auch der Start des Arbeitskreises Umwelt, der seit Gründung nur einmal tagte. Wegen Corona – „aber dieses Argument wollen wir nicht mehr gelten lassen“, betont Leo Gruber. Denn eigentlich wurde der Ausschuss mit dem Hintergrund ins Leben gerufen, den Themen Umwelt- und Klimaschutz mehr Gewichtung zu verleihen. „Und wir müssen diese Themen endlich fest in der Gemeindepolitik verankern.“ Förderung kleiner Läden und Geschäfte im Ortszentrum. Mehr Betreuungseinrichtungen, Regelung der Besucherströme und andere Themen mehr stehen noch auf ihrer Agenda. Was sie denn für die nächsten Sitzungen am liebsten auf der Tagesordnung sähen?

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Christiane Grubers erster Gedanke gilt der Kultur: Für sie steht Herrsching im Vergleich zu anderen Gemeinden hier nicht gut da. Das Bahnhofsareal angehen, an kreativen Ideen arbeiten, die sich ohne große finanzielle Einlagen verwirklichen lassen, Perspektiven für die Künstler im Ort bieten. Und: bei den Planungen die Wünsche der Bürger mehr einbeziehen. Ein Gedanke, den Leo Gruber teilt, der den Ort gerne lebenswerter gestalten möchte – auch abseits der Uferpromenade. Orte schaffen, wo man zusammenkommen kann, für Veranstaltungen und anderes mehr. Ach ja, und endlich den Arbeitskreis für Umwelt arbeiten lassen und den Erhalt des Baumbestandes sichern. Einmal für das Ortsbild und zum anderen als wichtiger Beitrag für das Klima, für das diese alten Bäume so viel wertvoller sind als Neupflanzungen. Die man aber gerne zusätzlich anregen könnte. „Wie wollen wir als Gemeinde Herrsching die Klimaziele schaffen“ war eine Frage in der Mai-Sitzung des Gemeinderates, die Rainer Guggenberger an dieser Stelle aufgreift. Eine Frage und Aufforderung für ihn, die sie unbedingt anpacken müssen. Gemeinsam mit den Grünen und der SPD. Denn noch stehen die Gemeinde und der Landkreis hier sehr schlecht da. Nicht an allerletzter Stelle, aber eben doch fast. Für Claudia von Hirschfeld ist die Ortsbildgestaltung ein Kernpunkt ihrer Wünsche. „Es ist schwierig und bereits seit den 80er Jahren hier ein Thema“, gibt sie zu. „Aber wir müssen es endlich angehen!“ Viele Themen, die diese vier Vertreter der parteifreien Bürgergemeinschaft schnellstmöglich angehen wollen.

Für Sie berichtete Barbara Geiling.

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