Der neue Vorstand des Vereins für Archäologie und Geschichte Herrschings freut sich nach dem gelungenen Vortrag über die touristische Entwicklung der Gemeinde Ammersee aus der Zulassungsarbeit von Anja Birner auf noch viele weitere Entdeckungen aus ihrem Heimatort. V.l.: Barbara Blankenburg (Schriftführerin), Dr. Friedrike Hellerer (1. Vorsitzende) und Dr. Hartmut Lauffer (2. Vorsitzender). Nicht im Bild Kassier Friedrich Voigtländer
Die 1. Vorsitzende des Vereins für Archäologie und Geschichte Herrsching, Friedrike Hellerer, liest über den Tourismus in Herrsching in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Was die Bahn mit dem Tourismus in Herrsching zu tun hat? Viel! Denn auch, wenn es heute kaum mehr vorstellbar ist: der Ort war noch kurz vor der Jahrhundertwende ein kleines Dorf, dessen Bewohner zum Einkaufen in die Nachbargemeinden mussten. Die da z.B. waren: Andechs und Oberalting.
Und in ein solches Dorf verirrten sich nur wenige Einwohner und erst recht keine Touristen. Ein Umstand, der sich sehr schnell änderte, als die Bahnstrecke ihren Weg nach Herrsching fand. Mitsamt einer rasant steigenden Einwohnerzahl gesellten sich bald Touristen dazu, die den See und die schöne Umgebung für sich entdeckten. Eine Tatsache, die uns auch heute noch sehr vertraut ist!
Fast mag ein wenig Sehnsucht aufkommen, als die Gemeindearchivarin und neugewählte 1. Vorsitzende des Vereins für Archäologie und Geschichte Herrsching, Friedrike Hellerer, eine Reihe von Bildern aus ihrer scheinbar unerschöpflichen Vorrat zeigt. Als in Herrsching noch Wiesen und Bäume das Ortsbild prägten – mit einzelnen versprengten Häusern dazwischen. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Ort die Zuganbindung erhielt und damit nicht nur beliebtes Ausflugsziel wurde, sondern auch die Dorfstruktur einen rasanten Wandel erlebte. Als die ersten Hotels und Pensionen eröffnet wurden und auch die Häuserdichte stetig zunahm. Ein Glück für Herrsching: schon damals wurde verfügt, dass der Seezugang für alle zugänglich bleiben solle. Denn es wurde schnell erkannt, dass der Ammersee das größte Zugpferd für die Touristen darstellte. Der „Seehof“, der „Seespitz“ u.a.m. – Lage und Name der ersten Hotels kamen nicht von ungefähr.
Und auch der Wassersport kam schnell in die Gänge und bald kurvten zwischen den Ausflugsdampfern auch die Segelboote herum. Die ersten Badeanstalten entstanden, als die Besucher auch das Schwimmen für sich entdeckten. Kunstvolle Stege entdeckt man auf den Bildern, die mit dem Lauf der Zeit allesamt leider dem Eisbruch zum Opfer fielen.
Nicht ganz so bunt wie heute, aber inhaltlich gut bestückt: ein früher Führer durch das Vierseenland
1912 entstand der Pavillon am Bahnhof, der damals – und mittlerweile wieder – den Fremdenverkehrsverein beherbergt. Auch die ersten Geschäfte eröffnen in Herrsching und so mancher Familienname ist bis heute vertreten. „Innerhalb nur weniger Jahre wurde aus Herrsching, einem Ort ohne Einkaufsmöglichkeiten, ein Wohnort mit allem, was dazu gehört“, zitiert Friedrike Hellerer aus der Zulassungsarbeit einer Studienkollegin, die sich diesem Thema der Anfänge des Tourismus hier widmete. In der viele Aspekte der Ortsentwicklung angesprochen werden, Namen Erinnerungen wecken und Themen angesprochen werden, die Neugierde auf mehr machen.
„Die Fortsetzung folgt im Januar, falls Corona es zulässt“, hofft die neue Vorsitzende des Vereins, deren Mitglieder dem Vortrag interessiert gefolgt waren.
Noch längere Zeit wird über verschiedene Aspekte der geschichtlichen Entwicklung gesprochen und über weitere mögliche Ideen, die der Verein gerne vertiefen möchte.
Denn es gibt noch viel zu entdecken über die Geschichte dieses Ortes, der 2026 sein 1250-jähriges Jubiläum feiern wird. Und sehr viele Hinweise, Bilder, Dokumente und mehr dazu lagern in dem schier unerschöpflichen Archiv der Gemeindearchivarin.
Wobei Friedrike noch einmal betont: „Seit der Bahn sind wir wer und sind wir was!“ Vorher sei nicht viel passiert.
Für Sie berichtete Barbara Geiling.