Sie zeigen auf ihn und meinen ihn: „Ferdinand Tille hat beim GCDW eine Ära geprägt“ sagt Max Hauser über den Libero, der zu den besten in Deutschland gehört
Der GCDW schlägt Generali Haching mit 4 Sätzen und feiert seinen langjährigen Libero
Ich bin dann mal weg … sagt sich leicht und fiel hier einem Ausnahme-Volleyballer sichtlich schwer. Mit Tränen in den Augen lief er unter dem Applaus von Fans, Trainern, Mitspielern u.a. Weggefährten zum Spielauftakt ein in die Nikolaushalle. Auf dem Arm sein Sohnemann – vielleicht als Zeichen dafür, wohin er künftig mehr Zeit investieren möchte. Seine Familie und seine Arbeit. „Mental bin ich noch absolut bereit für das Spiel“ bedauert er. Aber der Körper brauche inzwischen mehr Trainingseinheiten, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Und dafür fehlt ihm mittlerweile einfach die Zeit.
Was Mannschaft und Zuschauer mit ihm verlieren werden, konnte er im 1. Satz gegen Haching nochmal deutlich zeigen. Bis ihn dann Lenny Graven ablöste. Ein sehr junger Spieler, der hier bewies, dass er bereit dafür ist, in die Fußstapfen von Ferdi Tille zu treten!
Ein Einlauf unter lautem Applaus: Ferdinand Tille mit Sohn auf dem Arm auf dem Weg zu seinem Abschiedsspiel in der Nikolaushalle
Acht Jahre spielte Ferdinand Tille beim GCDW in Herrsching. „Als er bei uns damals anklopfte war meine erste Reaktion: wir können uns das gar nicht leisten“ erinnert sich Max Hauser, jener Trainer, der eine Freizeitmannschaft bis in die Bundesliga hievte. Doch Ferdinand Tille wollte nach Herrsching „und hier die Lust am Volleyball wiedererlangen“ – und man einigte sich mit der Bezahlung. Seine letzte Station einer langen Karriere, die ihn von der Volleyballbegeisterten Familie über Kempfenhausen, Haching, Frankreich, Polen schließlich nach Herrsching geführt hatte. Er gilt als einer der besten deutschen Liberos und zahlreiche Erfolge in den Ligen und im Team der Nationalmannschaft schmücken seinen Weg.
Ein Weg, der ihn zuletzt zum GCDW nach Herrsching führte, der „damals noch ein Studenten-Haufen war“ grinst Hauser – und sich doch mittlerweile einen festen Platz in der Bundesliga erkämpft hat. Hier, wo der Libero obendrein seine Familie gegründet hat und zu dem er auch deswegen eine ganz besondere Beziehung hat.
Seine Ball-Annahmen aus unmöglichen Situationen machten ihn – u.a. bekannt
Und Generali Haching? War der Club, mit dem er 3 Pokalsiege holte und über viele Jahre seine andere sportliche Heimat in Deutschland war. Somit sicherlich ein passender Gegner für dieses Abschiedsspiel, das sich gut 500 Zuschauer nicht entgehen lassen wollten und denen hier ein spannendes Testspiel vor dem Start in die Bundesliga-Saison geboten wurde.
Geschäftsführer Max Hauser, der für dieses Spiel den Trainerposten von Thomas Ranner übernommen hatte, schickte eine sehr junge und neue Startformation gemeinsam mit Ferdinand Tille auf das Spielfeld. Außenangreifer Daniel Gruvaeus, Mittelblocker Magloire Mayaula und Zuspieler Eric Burggräf bekamen ihre Chance in Ergänzung zu Laurenz Welsch, Jonas Kaminski und Dordje Ilic. Eine Mannschaft, die den Hachingern alsbald ihre Überlegenheit demonstrierte und nach der ersten Auszeit die Führung nicht mehr aus der Hand gab. Kurz vor Ende des 1. Satzes dann der Wechsel von Tille auf Graven. Unter tosenden Beifall von den Zuschauern, Teamkollegen, ehemaligen Weggefährten und Familie verlässt der Libero ein letztes Mal(?) das Spielfeld und verfolgte fortan das Spielgeschehen von außen. Gekrönt von Alex Tropschug und begeistert empfangen von einer wachsenden Kinderschar, die ihn hinter der Bande als Spielkamerad gerne in ihren Reihen begrüßten. Am meisten fehlen wird ihm? „Die Spieler und die Atmosphäre.“ Und am meisten freuen? „Auf mehr Zeit mit der Familie!“
Ein letztes Mal den Sieg feiern im Kreise der Mannschaft
Für seine Mitspieler lief das Siel weiter. Mit viel Spielfreude zeigten sie den Hachingern die Grenzen auf. Das wohl jüngste Team des GCDW spielte variantenreich und holten in den entscheidenden Momenten ihre Punkte. Und so mancher Spieler wie eben Libero Leonard Graven oder auch Außenangreifer Daniel Gruvaeus u.a., zeigten hier schon mal deutlich ihre Qualitäten auf. Machten Lust auf die kommende Spielsaison!
„Und wenn wirklich Not am Mann ist, kann ich ja vielleicht noch mal einspringen“ überlegte Ferdinand Tille.
Für Sie berichtete Barbara Geiling