Pro Natur sieht Herrschings Bäume und Kienbach in Gefahr

Kategorie: Aktuelles

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Sorgen sich sehr um Herrschings Klima (v.li.): Ela Bauer, Norbert Wittmann, Uli Spindler, Karin Casaretto und Wolfgang Aigner (in Vertretung für Christine Voit) beim 2. Schlossgespräch der Bürgerinitiative Pro Natur

Bürgerantrag soll neue Baumschutzverordnung möglich machen

Seit 2018 gibt es in Herrsching keine Baumschutzverordnung mehr. Die Einführung einer neuen Verordnung lehnte der Gemeinderat damals mit einer knappen Mehrheit ab. Jetzt hat die Herrschinger Bürgerinitiative Pro Natur Unterschriften für einen Bürgerantrag gesammelt, in dem sie die neuerliche „Einführung einer Baumschutzverordnung“ fordert. Beim 2. Schlossgespräch von Pro Natur am 16. Februar im Kurparkschlösschen gaben die Initiatoren bekannt, dass die Mindestmenge von 120 Unterschriften bereits um 80 überschritten sei, und präsentierten ihren Entwurf der geplanten Verordnung. Zudem ging es an dem Abend um die Sanierung des Kienbachs.

Den aktuellen Stand stellte Norbert Wittmann den rund 70 Gästen, darunter mehrere Herrschinger Gemeinderäte und Landtagswahl-Kandidatin Andrea Schulte-Krauss von den Grünen, aus Sicht von Pro Natur vor. Die Rodung alter Bäume an der Fischergasse im vergangenen Jahr und die kürzliche Fällungen vor allem am Parkplatz am Seehotel lösten blankes Entsetzen bei den Naturschützern aus. Auch die Arbeit des 2020 vom Gemeinderat eingerichteten Arbeitskreises Umwelt käme nicht voran. Von dessen 12-Punkte-Plan seien bisher nur drei beschlossen worden, die jedoch bis November 2022 nicht umgesetzt seien.

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Laut Wittmann reichten die jenseits einer BaumschutzVO ohnedies geltenden Vorschriften und Normen nicht aus, den Baumbestand zu schützen. „Die Herausforderung Klimawandel verlangt Mittel, die deutlich über die Pflichtaufgaben einer Gemeinde hinaus gehen“, sagte er. Gerade in Gebieten ohne Bebauungspläne sei eine BaumschutzVO das einzige Instrument für ein nachhaltig gutes Stadtklima: „Nur so können wir die ökologische Qualität und Biodiversität im Gemeindebereich erhalten“. Bäume zu pflegen, zu erhalten und neue zu pflanzen sei mit Abstand die günstigste und effektivste Lösung, dem Klimawandel zu begegnen. Eine BaumschutzVO sei deshalb ein wichtiger Baustein für mehr Klimaschutz.

„Jeder kleine Beitrag ist wichtig, und wir haben keine Zeit mehr“, so Ulrike Spindler. Sie ging auf die Inhalte der geplanten BaumschutzVO ein, die alle notwendigen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien einhalte. Der Entwurf von Spindler und Wittmann fußt auf BaumschutzVO der Gemeinde Gröbenzell beziehungsweise der Stadt Dachau, die seit 2017 bzw. 2022 rechtskräftig sind, und wurde von zwei unabhängigen Fachleuten geprüft. Die VO regelt unter anderem Geltungsbereiche, Verbote und Ausnahmen ebenso wie Genehmigungen, Sanierungshilfen, Ausgleichzahlungen und Ersatzpflanzungen, wobei „kein junger Baum die Leistung eines ausgewachsenen Baumes ersetzen kann“. Ein 80-jähriger Baum speichert bis zu 20 Kilogramm CO2 pro Jahr; eine ausgewachsene Buche spendet bis zu 370 Liter Sauerstoff pro Stunde, Sauerstoff für ca. 50 Menschen pro Tag. Die BaumschutzVO stehe für künftige Lebensqualität in Herrsching. „Wir gehen mit diesem Entwurf auf alle zu und stehen für Diskussionen zur Verfügung“, versicherte Spindler.

„Eine Baumschutzverordnung wäre eine politische Aussage der Gemeinde, dass sie sich für Bäume einsetzt. Das stünde Herrsching gut zu Gesicht.“

Christine Hollacher, Pro Natur

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Gemeinderätin Anke Rasmussen (Grüne) sah bei der anschließenden Diskussion gute Chancen, dass sich der Gemeinderat dieses Mal für eine BaumschutzVO entscheidet: „Jetzt kommt der Antrag aus der Bürgerschaft. Das ist etwas anderes, als wenn er von einer Partei stammt“. Unterstützt wurde sie von Rita Mulert vom Ortsvorstand der Herrschinger Grünen: „Die Arbeit, die ihr Euch gemacht habt, ist überzeugend. Es wird nicht heißen, das sind grüne Spinner. Klimaschutz brauchen heute alle!“

Für den Schutz des Kienbachs setzt sich seit geraumer Zeit die Herrschingerin Karin Cassaretto ein. Beim Schlossgespräch zeigte die Regisseurin ihren Film „Unser Kienbach“ erstmals in der Öffentlichkeit. Darin spürt sie der Wasserader durch den Ort nach und weist auf Risiken hin, die durch die geplante Sanierung des Flussbettes entstehen. Auch hier spielen Bäume eine große Rolle, denn „sie sorgen als natürlicher Schutz gegen Wasserüberflutung“, so Casaretto. Der aufschlussreiche 15-minütige Film steht online auf Youtube. Unbedingt sehenswert!

Was ist ein Bürgerantrag?
Gemeindebürger können den Antrag stellen, dass eine gemeindliche Angelegenheit von der Gemeinde behandelt wird. Der Antrag muss von einem Prozent der stimmberechtigten Gemeindeeinwohner unterzeichnet sein. Die Gemeinde hat ab Einreichung des Antrags einen Monat Zeit die Zulässigkeit zu prüfen. Nach Feststellung der Zulässigkeit des Antrags muss dieser innerhalb von drei Monaten behandelt und dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt werden.

Für Sie berichtete Petra Schmieder.

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