Oliver Pötsch und Moses Wolff in der Gemeindebücherei Herrsching

Kategorie: Aufführungen

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Unter dem Motto „Heiter und Gelassen“ und dem Übertitel „Musik Lebensfreude Poesie“ laden die zwei bekannten Autoren und die Gemeindebücherei Herrsching an diesem heißen Mittwochabend.
Kurz vor 19h ist schon einiges los im schattigen Innenhof und die Besucher plaudern an Stehtischen in Erwartung eines unterhaltsamen Programms.
Die Leiterin der Gemeindebücherei Ruth Pfisterer-Peschek und ihr Team freuen sich sehr, an diesem Tag zum ersten Mal die Möglichkeit zu haben, den schönen hellen Raum auch für eine kulturelle Veranstaltung zu nutzen. Bisher war ähnliches nur im Rahmen von Kinderunterhaltung vorgesehen und deshalb ist es besonders erfreulich, dass die beiden Autoren, einer davon sozusagen der Lokalmatador, da aus Breitbrunn stammend, an diesem Abend anwesend sind. Gefördert wird die Veranstaltung von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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Die Bücherregale sind weggeschoben, Stühle für das Publikum aufgestellt, kühles Bier ist vorhanden und so kann es losgehen.
Um kurz nach 19h nehmen die zwei sympathisch lockeren Herren Platz und Oliver Pötzsch schnappt sich eine seiner zwei mitgebrachten Gitarren.
Nach einer kurzen und amüsanten Vorstellungsrunde, bei der die Gäste erfahren, dass beide Autoren 52 Jahre alt sind, in München wohnen und auch in den Bereichen Theater, Musik und Kabarett heimisch sind, gilt es noch zu erwähnen, dass Oliver Pötzsch tatsächlich von einer Schongauer Henkersfamilie abstammt und ihm sein Erfolg mit den inzwischen zwölf Bänden der „Henkerstöchter“ sozusagen in die Wiege gelegt wurde.

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Der Mitgestalter der Münchner Lesebühne „Schwabinger Schaumschläger“
Moses Wolff ist auch überzeugter Bierbotschafter für „Giesinger Bräu“ und der Eröffnungssong „One Scotch, one Bourbon, one Beer“ passt also wunderbar.
Danach geht es weiter mit einem von Moses Wolff vorgetragenen typischen Komparsendialog am Biertisch, Wolff ist auch Schauspieler und Multitalent mit einer ordentlichen Portion trockenem Humor.
Seine Herz OP und anschliessende Reha 2016 hat Oliver Pötsch in einem herrlich satirischen Roman mit dem Titel „Meine Kur hat einen Schatten“ verarbeitet, daraus liest er nun. Es geht um Morgengymnastik und Oberpfälzer, Massagen an behaarten Oberkörpern inclusive Schweiß und Haare unter gerippten Unterhemden. Die Herrschinger Fans sind begeistert und auch anwesende Oberpfälzer schmunzeln.
Nicht weniger lustig kommt dann die Geschichte vom ertappten Schwarzfahrer in der Münchner U-Bahn daher, der verborgen hinter seiner Corona Maske behauptet aus Kalkutta zu stammen und den bayrischen Kontrolleur in eine köstliche Diskussion verstrickt.

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So nimmt der Abend Fahrt auf und das Publikum ist begeistert und erfreut sich zunehmend an dem sehr originellen Duo, das mit soviel verschiedenen Talenten punktet. Dass Oliver Pötzsch so ein begnadeter Musiker ist, war sicher so manchem neu und vor allem beim Blues kommt seine tiefe, satte Stimme so richtig zur Geltung. Ergänzt durch die Mundharmonika gibt er jetzt die „Bluesige Ballade vom Brandner Kasper“ zum Besten, mit der Erkenntnis, dass am Ende auf jeden der Sarg wartet. Trost spendet der Hinweis, Vater Pötschs selbst gebrannten Kräuterschnaps zu probieren, das Rezept dazu gibt es im „Kochbuch der Hexentöchter“.
Pünktlich zur Pause dürfen sich die Zuschauer auf ein kaltes Bier freuen und der Song „Der Durscht bringt mi um“ und „I brauch a Bier sonst kumm i um“ stimmt darauf ein.
Das Team der Bücherei versorgt Autoren und Zuhörer mit Bier, Wasser und Brezen und frisch gestärkt gehts zum zweiten Teil in dem sich die beiden mit lustig skurrilen Erzählungen noch steigern.

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So geht Moses Wolff der Frage nach, ob wohl auch auf Baustellen gegendert wird und stellt dem höchst belustigten Herrschinger Publikum eine anthroposophische Baustelle vor, auf der die Schubkar/innen die Energie spüren und sich in Achtsamkeit vor der göttlichen Spachtel/in verbeugen.
Wunderbar wie trocken Moses Wolff diese skurrile Vorstellung zum Besten gibt.
Ähnlich dubios mutet Oliver Pötschs Bericht von seiner Leserreise in die USA an, bei der er zwar vipmässig durchs weite Land kutschiert wird und in Amimanier überschwänglich begrüßt und hofiert wird, aber dennoch vor leeren Stuhlreihen steht und mit einem anderen Autor verwechselt wird.
Alles ist „great and gorgeous“ und obwohl die Stühle im 3. Stock des Kaufhauses leer bleiben und die Lesung in einer Tierhandlung doch eher einen praktischen Rahmen bietet, wird er abschließend groß gelobt und die Leserreise als „absolutely gorgeous and successful“ bezeichnet.

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Da wissen die beiden doch wieder das derb bayrische im Giesinger Bräu zu schätzen und so tut nach dem Einblick in die amerikanische Umgangsform der bayrisch preussische Dialog über die Kunst des Weisswurschtessens gut. Es geht ums „auszutzeln“ und ums „bratzelt essen“ und geht direkt in den Song „I bin der Stolz von der Au“ über.
Stolz können sie tatsächlich sein, die zwei wunderbar authentischen Entertainer und der Abend neigt sich dem Ende zu.
Das Publikum entlässt die zwei nur mit Zugabe und so verabschieden sie sich mit den köstlichen „Moses Shanty“, der mit seinem sonderbaren Instrument über die Welt klagt und dem Klassiker von Wolfgang Ambros „Es lebe der Zentralfriedhof“.
Sowohl die Leiterin der Bücherei Frau Pfisterer-Peschek als auch das begeisterte Publikum hoffen nun auf weitere kulturelle Abende in der Gemeindebücherei und die zwei Autoren empfehlen ihre neuesten Werke „Der Gendarm des Königs“ und den dritten Band der Totengräber, der im August erscheint und den Titel „Der Totengräber und der Mond in der Krypta“ trägt.

Für Sie berichtete Ulrike Schreiber. 

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