500 Jahre Bauernkriege in Herrsching beleuchtet den Kampf um Demokratie

Kategorie: Veranstaltungen

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(v.l.n.r.) Christoph Engelhard, Memminger Stadtarchivar – Karl Milz, Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu – Peter Neudert, Projektkoordinator – Dr. Tanja Kodisch-Kraft, Organisatorin des Projektabends im Haus der bayerischen Landwirtschaft.

„Freiheit braucht Courage“

Ein Blick zurück, der aktueller kaum sein könnte: Ende Mai fand im Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching eine eindrucksvolle Veranstaltung anlässlich „500 Jahre Bauernkriege“ statt. Im Fokus stand nicht nur die historische Aufarbeitung, sondern auch der Appell, die Errungenschaften der Demokratie bewusster denn je zu schätzen. Im Rahmen des interreg-Projekts „Courage“ berichteten engagierte Akteure aus dem Allgäu und Vorarlberg von den Hintergründen der Bauernkriege und stellten ein umfangreiches Gedenk- und Kulturprogramm vor, das in diesem Jahr in der gesamten Region läuft. Projektkoordinator Peter Neuwert begrüßte die Gäste und betonte, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sei – gerade in einer Zeit, in der demokratische Werte erneut unter Druck geraten. Historisch eingeordnet wurden die Ereignisse von Christoph Engelhard, Stadtarchivar von Memmingen. Er erklärte, wie sich 1525 im süddeutschen Raum eine der ersten sozialen Bewegungen formierte. Der sogenannte „Memminger Haufen“ war dabei Vorreiter: Bauern organisierten sich erstmals bewusst politisch, um gegen Leibeigenschaft, ungerechte Abgaben und autoritäre Herrschaftsstrukturen zu protestieren. Die Bewegung breitete sich rasch über das Allgäu bis nach Vorarlberg aus – und wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Freiheitsbewegungen. Karl Milz, Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu, schlug anschließend den Bogen in die Gegenwart. „Eigentlich wollten wir gar nicht, dass das Thema so brisant ist“, sagte er mit Blick auf die Aktualität der Thematik. Der lange Weg zur Demokratie, so Milz, sei kein Selbstläufer – und die Geschichte der Bauernkriege ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie hart Errungenschaften wie Rechtsstaatlichkeit und Mitbestimmung erkämpft werden mussten. Die endgültige Abschaffung der Leibeigenschaft etwa erfolgte in Bayern erst 1808.

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Mit Sorge wies Milz darauf hin, wie verletzlich demokratische Strukturen auch heute noch seien. Als Beispiel nannte er Hongkong – ein Ort, den er beruflich häufig besucht hatte und wo er den rasanten Abbau demokratischer Rechte nie für möglich gehalten hätte. „Die Geschichte zeigt uns leider auch, wie schnell eine Demokratie zunichte gemacht werden kann“, so sein eindringlicher Appell. Im Rahmen des Projekts „Courage“ werden die historischen Geschehnisse nun auf vielfältige Weise erlebbar gemacht: In der gesamten Region – vom Allgäu über die Bodenseeregion bis nach Vorarlberg – laden Ausstellungen, Vorträge, Theaterprojekte und Erinnerungsorte zur Auseinandersetzung ein. Eine interaktive Karte auf Open Street Map hilft Besucherinnen und Besuchern, die zahlreichen Stationen zu entdecken. Einer dieser authentischen Orte liegt auch in unmittelbarer Nähe zu Herrsching: die Kleinkitzighofer Bauernkapelle in Lamerdingen bei Kaufering, ein Originalschauplatz der damaligen Erhebungen. Zum Abschluss des Abends wurde der bewegende Dokumentarfilm „Hoffnung auf Freiheit“ gezeigt. Der Film, realisiert von Regisseur Tone Bechter mit Laiendarstellern, Historikern und Zeitzeugen, wurde an Originalschauplätzen der Bauernkriege gedreht. Er ließ das Aufbegehren der Bauern vor 500 Jahren eindrucksvoll und emotional lebendig werden – ein Gänsehautmoment, der das Publikum tief berührte.
Mit dem Projekt „Courage“ gelingt es den Veranstaltern, Historie lebendig zu vermitteln und zugleich eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen: Eine Erinnerung daran, wie kostbar Freiheit ist – und wie wichtig es ist, sie gemeinsam zu schützen.

Für Sie berichtete Sandra Eichner.

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