Die Hoflieferanten spielten auf Einladung des Kulturvereins vor dem Kurparkschloss und zahlreichen (Bade-)Gästen Lieder aus der Jahrhundertwende, deren zartbittere Inhalte oft noch immer aktuell sind. V.l.: Ludwig Hahn, Susanne Brantl, Julian Schwarz und Norbert Bürger
Die „Hoflieferanten“ spielten bei sommerlichen Temperaturen vor dem Kurparkschloss
So manch Badegast staunte nicht schlecht, als ihm ein mit lauter Stimme gesungenes „Nehm’n Sie nen Alten“ entgegenschallte. Statt sich weiter zu wundern, packten an diesem letzten Ferientag der Pfingstferien so einige Badegäste kurzentschlossen ihre Sachen zusammen und schlugen vor dem Kurparkschloss ihr neues Quartier auf. Wo die „Hoflieferanten“ auf Einladung des Kulturvereins ein Konzert gaben und die wachsende Zuhörerschaft mitnahmen auf einen bunten Mix ins Berlin der Jahrhundertwende bis hin zu „Liedgut fremder Völker“. Welches da stammte aus Österreich und anderen exotischen Regionen. Gesungen, gespielt und gesprochen, denn der Sängerin lag eindeutig daran, auch den Hintergrund ihrer Stücke zu vermitteln.
Mit Gesang, Geige, Banjo, Akkordeon und dem Gewand der Jahrhundertwende präsentierten sich die Hoflieferanten im Schatten der großen Bäume des Kurparks. Eine Zeit, in der die Dienstmägde zuweilen noch Freiwild der jungen Herren waren und es nur wenig Abwechslung vom tristen Arbeitsalltag gab. Eine Zeit, in der arme Musiker versuchten, ein wenig Freude in die städtischen Hinterhöfe zu bringen – mit denen allerdings das heutige Setting im sonnigen Kurpark nur wenig gemeinsam hatte!
Mit voller Stimme wechselte die Sängerin und Erzählerin Susanne Brantl mühelos zwischen frecher Berliner Schnauze und feinem Wiener Schmäh. Ging über ins französische Chansons-Leben einer Edith Piaf und brachte ihre Stimme beim „Hijo de la Luna“ voll zur Geltung. Begleitet von Ludwig Hahn (Geige), Julian Schwarz (Akkordeon) und Norbert Bürger (Banjo) – drei Musiker, die gerne auch mal stimmlich in Aktion traten. Sei es mit Gesang oder als harmonische Drehleier-Imitation.
Und was hat es mit der Empfehlung für den Alten auf sich? Ein Gedicht von Otto Reuther, das Susanne Brantl gekonnt Berlinerisch als Wegweiser mit auf den Weg gab. Denn ganz ehrlich: „Habn Se den etwas aufgefrischt, ist er besser oft wie n Junger – und stets besser als wie nischt!“
Für Sie berichtete Barbara Geiling.