„Querverbindungen“ lautet der Titel der Vortragsreihe, mit dem die Handballer ihr großes Jubiläumsjahr schmücken. Nach Dominik Klein sprach diesmal die Sportpsychologin Mila Hanke über „Mentale Stärke im Sport“
Sportpsychologin Mila Hanke zu Gast bei den Handballern in Herrsching
Den Gegenstoß perfekt genutzt, frei vor dem gegnerischen Tor, der Pass kommt und: … statt präzisem Wurf gewinnt das Gedankenkarussell diesen kurzen Moment. „Was, wenn ich diesen Wurf verschieße? Was denken dann die Mitspieler?“ Oft reicht dieses kurze Zögern, um eine scheinbar perfekte Chance nicht zu nutzen. Wo sich der oft zitierte Spruch „der Geist ist willig, aber der Körper schwach“ plötzlich ins Gegenteil umkehrt. Wenn die beste Technik und Ausdauer nicht gegen die Nervosität und Selbstzweifel gewinnen.
Die Sportpsychologin setzt in ihren Gesprächen genau hier an. Versucht, Sportler mental zu stärken und gibt praktische Tipps mit auf den Weg, um solche Unsicherheiten in den Griff zu bekommen. Im ArtHotel sprach sie vor einer buntgemischten Zuhörergruppe über ihr Fachgebiet und ging auf persönliche Fragen der Sportler ein.
„Was bedeutet für euch mentale Stärke?“ Zu Beginn des Vortrags versuchte Mila Hanke, etwas über die Zielsetzung ihrer Zuhörer herauszufinden. Die Sportpsychologin arbeitet mit Kindern und erwachsenen Sportlern auf allen Leistungsstufen. Möchte mit Hilfe des mentalen Rüstzeugs „Leistung gesund zu entwickeln“, wie sie es ausdrückt.
Als Jugendliche war sie selbst aktive Leichtathletin auf dem Sprung ins Profilager, als ein Auslandsaufenthalt und anschließende Verletzung diese Ziele zunichte machten. Sie erlebte, was es heißt, fallen gelassen zu werden und so gehören die Begleitung von Verletzungskrisen zu ihrem Spektrum. Aber was versteht man unter Sportpsychologischem Mentaltraining?
Mila Hanke beginnt mit einer kurzen theoretischen Einführung in ihre Arbeit. Die Themenfelder umfassen Bereiche wie z.B. den Umgang mit Fehlern oder Nervosität/Angst, die Konzentration, Motivation, Entspannung, Selbstbewusstsein/Selbstzweifel u.a.m. Setzen da an, wo körperlichen Voraussetzungen nicht voll zum Tragen kommen, da die Psyche einen Strich durch die Rechnung macht.
Wohl jeder kennt das Gefühl, wenn Nervosität oder Selbstzweifel die Konzentration beeinflussen. Wo ein auslösender Reiz (z.B. alleine vor dem Tor) eine persönliche Bewertung der Situation bedingen (negativ) – Gefühle auslösen (Nervosität) die wiederum eine körperliche Reaktion hervorrufen (Herzrasen, Schwitzen). Ein Kreislauf, den zu verstehen ihrer Meinung nach dabei hilft, an den Symptomen zu arbeiten indem man versucht, den eingefahrenen Verhaltens-/Gedankenmuster neue Impulse entgegensetzen.
Zuletzt gab die Sportpsychologin den anwesenden Handballern noch praktische Tipps mit auf den Weg, wie man mit solchen Unsicherheiten umgehen kann. Innere Bilder z.B. wären ein Weg heraus aus Angstsituationen. Jeder habe doch mal einen perfekten Torschuss gelandet, meinte sie. Und genau diesen Wurf solle man sich vorstellen, wenn man dann allein – und nervös – vor dem Tor steht.
Oder: sich gedanklich in ein Tier verwandeln. Sich vorzustellen, man sei ein Gorilla, dem alle mit Respekt und Vorsicht begegnen? „Wichtig ist, dass man diese Methoden regelmäßig trainiert“ betonte Mila Hanke. Genau wie auch die Arbeit mit Code-Wörtern, die einen triggern sollen, bevor die negative Gedankenspirale im Kopf losgeht. Ein positiv besetztes Wort, das schnell positive Emotionen auslöst.
Musik, körperliche Signale z.B. durch Gummibänder am Handgelenk u.a.m.: es gibt verschieden Methoden, um an mentaler Stärke zu arbeiten und letztendlich müsse jeder für sich herausfinden, mit welchen er gut arbeiten kann. Auf die Frage nach Tipps für einen Fechter, der demnächst zur U17 WM nach Südkorea aufbricht, hatte die Sportpsychogin auf die Schnelle aber dann doch keine Empfehlung parat. Für eine so schnelle Sportart sind selbst Code-Wörter immer eine Spur zu langsam.
Für Sie berichtete Barbara Geiling
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