Coole Musik und humorvolle Texte mit Anspruch – die gegebenenfalls auch einfach mitten im Lied umschrieben wurden – spielte das Café Unterzucker mit Toni Gruber, Richard Oehmann, Enno Müller-Spaethe und Oliver Dimbath im vollbesetzten evangelischen Gemeindehaus
Das Café Unterzucker spielte im vollbesetzten evangelischen Gemeindehaus
„Wir nehmen die Kinder ernst!“ Das ist wohl ein Grundtenor der Musiker vom Café Unterzucker samt ihrem Autor und „Kopf“ Richard Oehmann. Keine Dutzi-heile Welt mit gesüßter Kinderkost, sondern Texte, bei denen richtig zuhören und nachdenken erlaubt ist. Dazu eine Klangwelt, die sonst eher auf den Bühnen der „Großen“ zu hören ist. Das Resultat: Anspruchsvolle Musik mit guten Texten und einem begeisterten Publikum zwischen (fast!) ganz klein und ganz groß.
„Nenn mich nicht mehr Häselein“ ist der Titel des Konzerts und drückt gleichermaßen auch viel von der Methode eines Richard Oehmanns aus. Jemand wie er, der gemeinsam mit Stefan Betz für die Texte und Regie des Nockerberg-Singspiels verantwortlich ist. Der beim ebenfalls bei alt und jung bekannte und beliebte Doktor Döblingers Kasperltheater dabei ist und mit der „Besserwisser-Blues-Band“ auch in einer „Erwachsenen-Band“ unterwegs ist.
„Du kannst von mir verlangen, die blöde Nachbarin zu grüßen, mich für scheußliche Geschenke zu bedanken – aber bitte: nenn’ mich nicht mehr Häselein!“ Sprich: nimm mich ernst! Schon von diesem 1. Lied des Programms an hatte die Band mit Richard Oehmann (Texte und Gesang), Toni Gruber (Gesang und Mundharmonika + plus ähnliches), Gastgitarrist Oliver Dimbath, der für den verhinderten Tobias Weber eingesprungen war, sowie Gast-Percussionist Enno Müller-Spaethe – die Gäste voll mit dabei. Jeder Refrain wird lautstark mitgesungen und das Grinsen verlässt nur selten die Gesichter.
Gemeinsam mit den Jugendleitern hat Diakon Hans-Hermann Weinen das Konzert organisiert und wurde dabei unterstützt vom Kindergarten Kunterbunt sowie der Kaffeerösterei Herrsching. „Mega-Stolz“ zeigte er sich, „die Bude hier so voll“ bekommen zu haben – und mega-dankbar schien das Publikum für solch ein Konzert zu sein. Statt Feuerzeuge oder Wunderkerzen wurden Daumen in der Luft geschwenkt und die Stimmbänder bei eingängigen Refrains trainiert.
Ob zum Song der Bisl-Prophylaxe – denn: wie viel leichter ist das Leben mit gut getimten Bisln!?! Da kann der FC Bayern ebenso mitreden, wie der Papst und auch die Lachse. Profi-Lachse oder Prophylaxe? – Über das gruseligste Tier, den Reiher, der als düsterer Geister-Reiher in Westernmanier eingeflogen kommt und durchaus auch mal als Zweireiher durchgehen kann. Ein Weihnachtslied, da die Tage doch jetzt schon wieder kürzer werden und hin zum Rock’n Roll der Extraklasse, zu dessen Tanzeinlagen selbst Elvis vor Neid erblassen könnte. Den Sonnenuntergang am See lieber mit Toni Gruber romantisch besingen oder Richi folgend begrölen? … man kann sich vorstellen, wem sich die Kinder anschlossen!
Lustig und mit nachdenklichen Spitzen versehen. Fordernd, absurd und verpackt in gute Lyrik. „Musik für die humorbegabte Familien“ ist ihr Anspruch, um den zu genügen sie das „Institut für ungesüßte Kinderkultur und unversäuerten Erwachsenenschmarrn“ gegründet haben. Und wem das zu kompliziert ist: richtig gute Musik mit guten Musikern, gepaart mit coolen Texten von einem Autor mit Ansprüchen. Eine Musik, die auf langen Autofahrten keinen Keil zwischen Kinder- und Erwachsenenohren treiben würde.
Für Sie berichtete Barbara Geiling.