Vier Ausnahmemusiker, die im Haus der Bayrischen Landwirtschaft das Publikum mit Werken von Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven begeisterten: Jehye Lee, Korbinian Altenberger, Ben Hames und Jaka Stadler
Wenn Perfektion auf ausdrucksvolle Interpretation trifft
Es war ein Ritt durch die Klangwelt ausdrucksvoller Kompositionen. Nicht unbedingt eine Musik, die man zum Entspannen nach einem Arbeitstag in den CD-Player schieben würde. Aber es war ja schließlich Sonntagnachmittag. Und vor allem: keine CD, sondern ausgezeichnete Musiker, die hier ihre Kunst und Begeisterung in einer Klasse darboten, die begeisterte.
Korbinian Altenberger ist in Herrsching ein alter Bekannter, der hier schon sehr früh seine ersten Auftritte hatte. Inzwischen ist er ein weltweit anerkannter und sehr geschätzter Solist und Kammermusiker. Seine Mutter leitete bis vor kurzem die Abonnement-Konzerte im Haus der Bayerischen Landwirtschaft – bis der Kulturverein diese Aufgabe im vergangenen Jahr übernahm. Neben seiner ausgeprägten Konzerttätigkeit ist er – gemeinsam mit seiner Violinpartnerin dieses Abends, Jehye Lee – Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Das Quartett vervollständigten Ben Hames, Bratsche, und Jaka Stadler, Cello, Solisten desselben Orchesters.
Sie begannen mit dem Streichquartett in f-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das dieser – zu Lebzeiten zwar schon früh bekannte, aber dennoch häufig mit seiner jüdischen Herkunft konfrontierte Musiker – kurz nach dem Tod seiner sehr geschätzten Schwester schrieb. Aufgewühlt und düster sind Attribute, die diesem Quartett aus der Feder des „Mozart des 19. Jahrhunderts“ zugeschrieben werden. Vor allem aber ist es ein Werk, das – wenn so famos gespielt, wie an diesem Abend – mit einer ganz besonderen Intensität unter die Haut geht. Die Instrumente scheinen einander zu umkreisen, jeder für sich eine Geschichte zu erzählen, die dann doch zusammen das „Ganze“ ergeben. Perfekt aufeinander abgestimmt in Harmonie und Strichführung.
Begeisterter Applaus am Ende dieses gewaltigen und leidenschaftlichen Ritts durch die vier Stücke eines Werkes, das die letzte Komposition dieses Ausnahmemusikers werden sollte: Kurz nach der Fertigstellung starb auch er – nur wenige Monate nach dem Tod der Schwester.
Die zweite Hälfte des Konzert widmeten sich die Musiker einem Quartett in F-Dur von Ludwig van Beethoven. Auch hier wider keine Musik zum entspannten Zurücklehnen sondernd Aufmerksamkeit fordernd – obwohl deutlich weniger düster, als das vorangegangene Quartett. Wieder scheint ein Instrument den Klang des anderen aufnehmen und weiterführen zu wollen. Heitere und zarte Klänge, die dann doch wieder einer Laune des Komponisten zu unterliegen zu scheinen. Laut und ungestüm werden. Für das Quartett eine Herausforderung, die es aber augenscheinlich nur zu gerne aufgenommen hat. Ein wunderschöner Musikabend mit vier Musikern, die hier nicht „nur“ Stücke bravourös spielten, sondern auch auf ihre Art interpretierten.
Für Sie berichtete Barbara Geiling.