Leserbriefe zum Thema Geothermie

Kategorie: Aktuelles

Jetzt teilen:

Leserbriefe zum Thema Geothermie

In den letzten Ausgaben des Herrschinger Spiegels wurden Leserbriefe zum Thema Geothermie veröffentlicht, die auf großes Interesse gestoßen sind.

Weitere Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern zu diesem Thema werden aufgrund des Umfangs online veröffentlicht.

Nachfolgend sind die Leserbriefe chronologisch aufgeführt, der aktuellste steht oben.

(Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers und nicht des Verlages wieder. Die Veröffentlichung bzw. Kürzung von Leser­briefen behält sich der Verlag vor.)

Werbung

Leserbrief von Andrea Bancilhon vom 25.09.2025

In der Ausgabe des Herrschinger Spiegels vom 09.09.2025 auf Seite 26 hat sich Frau Casaretto, 1. Vorstand von ProNatur Herrsching zum Leserbrief von Herrn Walser geäußert. Sie wünscht sich eine sachliche Diskussion zu diesem Thema, die ich gerne weiterführen möchte.

 

Zu Fakt 1: die Aussage, der Bohrplatz befinde sich NICHT im Schutzgebiet ist soweit korrekt – jedoch liegt es keine 50m davon entfernt.

Zu Fakt 2 und 5: das Herrschinger Moos sei nicht von der Baumaßnahme betroffen, noch sei die Tierwelt dort in Gefahr. Dem muss ich widersprechen. Wer sich den Hauptbetriebsplan in seinem vollen Umfang widmet, wird feststellen, dass das dort veröffentliche Gutachten zwar umfassend aber dennoch lückenhaft ist. An Amphibienschutzzäune, Rinnen und Schächte wurde gedacht – wer denkt aber an die dort ansässigen Tierarten wie Dachse, Rehe und Füchse. Diese kommen im Gutachten zur Geothermie ÜBERHAUPT NICHT vor. Ich gehe mal ein wenig in der Zeit zurück: im Herrschinger Moos verschwanden vor mehreren Jahrzenten die Fasane, und zwar durch den Bau bzw. die Erweiterung der Kleingartenanlage, die viel weiter weg ist, als das geplante Geothermiewerk. Rehe, Dachse und Füchse haben hier einen letzten Zufluchtsort gefunden, können hier ihren Nachwuchs großziehen, finden Nahrung. Wo kommen diese Tiere denn im derzeitig veröffentlichten Plan vor? Ich denke, auch sie werden den Rückzug antreten und einfach spurlos verschwinden.

 

ProNatur Herrsching setzt sich für den Ausbau erneuerbarer Energien ein, befindet die Bodenversiegelung als notwendiges Übel und argumentiert hier mit dem Bau des Gymnasiums. Ein Verein, der sich dem Erhalt einzelner Bäume im Ort verschrieben hat und hier in den vergangenen Jahren bereits sehr viel Energie eingesetzt hat. Zudem greift ProNatur Herrsching  auf, dass der Einsatz des Vereins nun in Richtung „Schutz einer wassersensiblen Gemeinde“ ginge, in dem man zusieht, dass Regenwasser versickern kann bzw. den Umgang mit Starkregnen zu verbessern. Wie passt dies mit der Bodenversiegelung zusammen?

 

Darf ich den Umfang des geplanten Geothermie-Werkes einmal beleuchten und auf die Zukunft hinweisen – eine Zukunft, in der mich meine Kinder fragen werden „was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?“

 

Gemäß des Hauptbetriebsplans wird nicht nur eine ca. 6000qm große Fläche nur 50m vom Herrschinger Moos entfernte Fläche versiegelt, das Projekt benötigt eine Zufahrtsstraße, die für LKWs geeignet ist, denn das Projekt muss ja erst mal entstehen. Wo wird die Straße entlangführen? Über den Mitterweg sicher nicht, da diese dann entlang des Kindergartens führen würde. Es liegt doch auf der Hand, dass diesem Projekt weitaus mehr, als die geplante Fläche zum Opfer fallen werden. Ein Bohrturm soll errichtet werden, der mindestens 50m Höhe messen dürfte – 10m hohe Schallschutzwände sind geplant – jedoch nur im Osten und Süden und nicht zu allen vier Seiten, der Lärm kann sich dann ungehindert in Richtung Moos(Norden) und Gewerbegebiet(Westen) ausbreiten. Dies betrifft nicht nur die dort noch lebenden Tiere, sondern viele Mitbürger, die westlich und nordöstlich des Bohrgebietes ihre Wohnungen haben. Und wie bitte wird die Energie, deren Gewinnung noch in den Sternen steht, zu den Haushalten geführt? Natürlich durch Rohre – aber wo werden diese verlaufen? Werden hier wieder Grünflächen, die derzeit dem Abbau der CO2-Menge dienen, dem Projekt zum Opfer fallen? Sollte dieses Werk entstehen, ist der Bebauung ab dem Kindergarten / Pfarrzentrum bis weit ins Herrschinger Moos Tür und Tor geöffnet. Vorbei die Spaziergänge mit Blick auf den Pilsensee, vorbei die landwirtschaftliche Nutzung, vorbei die Grünflächen, die so wichtig für die Entstehung unseres Sauerstoffes und den CO2-Abbau sind. Wo ist denn nun das Projekt „Rettet die Bienen“? Ohne Grünflächen keine Pflanzen, in denen Insekten noch zuhause sind. Ohne unverbauten Blick aufs Herrschinger Moos kein Nah-Erholungsgebiet mehr für unsere Einwohner, vorbei der Beiname Luftkurort.

 

Noch ein Wort zur Gewerbesteuer für die Gemeinde Herrsching. Bekanntlich fehlen der Gemeinde Herrsching Einnahmen in Höhe von 1,2 Millionen Euro, aber mit diesem Projekt wird das Loch nicht gestopft werden. Das Geothemie-Unternehmen wird mehrere 10-Millionen Euro in dieses Projekt investieren müssen, die zunächst als Abschreibung dienen und mehrere Jahrzehnte dessen Gewinn schmälern werden. Bis sich dieses Projekt rechnet, sei es im Energiegewinn für Herrsching bzw. Gewinn im Unternehmen einbringt, werden viele Jahrzehnte ins Land gehen. Eine zeitnahe Gewerbesteuer-Einnahme ist hier absolut nicht gesichert und findet in obiger Diskussion in meinen Augen keinerlei Anwendung.

Andrea Bancilhon

Werbung

Leserbrief von Karin Casaretto vom 08.08.2025

Gegendarstellung zu dem Leserbrief von Herrn Joachim Walser in der Ausgabe vom 31.07.2025, Seite 21

Die darin enthaltenen Behauptungen entbehren jeglicher sachlicher Grundlage und stellen eine unrichtige und diffamierende Darstellung des Vorstands des gemeinnützigen Vereins ProNatur Herrsching, sowie des Vereins selbst dar. Insbesondere die Unterstellung, der Vorstand würde vor der „nachhaltigen Zerstörung des Herrschinger Mooses, seiner gefiederten Bewohner, sowie der Menschen nicht zurückschrecken“, ist falsch, verletzt Persönlichkeitsrechte und das Ansehen des Vereins ProNatur Herrsching erheblich. Die angehängte Gegendarstellung stellt die Fakten richtig und untermauert diese durch öffentlich zugängliche Gutachten und belastbare Quellen. Darum meine dringende Bitte, die Gegendarstellung in der nächsten Ausgabe des Herrschinger Spiegels zu veröffentlichen. Darüber hinaus bitte ich Sie auch höflichst, meinen angehängten Leserbrief zu veröffentlichen, in dem ich ergänzend zur Gegendarstellung die Position und die Hintergründe von ProNatur Herrsching zum Tiefengeothermie-Projekt erläutere.

1. Gegendarstellung gemäß Art. 10 Bayerisches Pressegesetz In der Ausgabe des Herrschinger Spiegels vom 31.07.2025 wurde auf Seite 21 in einem Leserbrief von Herrn Joachim Walser (zum Thema Tiefengeothermie) behauptet: „… der Vorstand des Vereins ‘Pro Natur Herrsching’ […] schrecke vor der nachhaltigen Zerstörung des Herrschinger Mooses und seiner gefiederten Bewohner (von den menschlichen gar nicht zu reden) nicht zurück.“ Diese Behauptung ist falsch. Fakt ist: 1. Der geplante Bohrplatz für das Tiefengeothermieprojekt Herrsching–Ammersee liegt in KEINEM bestehenden Schutzgebiet. 2. Laut der FFH-Verträglichkeitsabschätzung, Gebiet „Herrschinger Moos und Aubachtal“ (Terrabiota, 03.03.2025, Anlage 9 des Hauptbetriebsplans), ist das Vorhaben aus Sicht des Naturschutzes unbedenklich und beeinträchtigt das Herrschinger Moos nicht. 3. Gemäß dem ingenieurgeologischen Baugrundgutachten (Anlage 6 des Hauptbetriebsplans) besteht der oberflächennahe Baugrund am Bohrstandort aus sandig, kiesig und schluffig ausgebildetem Glazialschotter – es handel sich definitiv um keinen Moorboden. 4. Wärmegewinnung aus Tiefengeothermie erfolgt in etwa 3,5 Kilometern Tiefe im sog. Molassebecken und liegt in einer anderen geologischen Schicht als Moorböden, die lediglich eine Tiefe von etwa 5 bis 10 Metern haben. 5. Das im Hauptbetriebsplan veröffentlichte Gutachten zur Umweltverträglichkeit dokumentiert, dass am Bohrplatz, einer derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche, keine bedrohten Vogelarten brüten oder leben. Zudem enthält der Plan strikte Artenschutzauflagen: Es sind temporäre Amphibienschutzzäune, amphibiensichere Schächte, Rinnen und Gullis, sowie eine speziell angepasste Beleuchtung vorgesehen, um wandernde Tiere nicht zu beeinträchtigen. Die im Leserbrief geäußerten Behauptungen von Herrn Joachim Walser entbehren jeder Grundlage. Sie verfälschen die Faktenlage und schaden einer sachlichen Diskussion über die Energiezukunft, sowie die ökologische und ökonomische Lage unserer Gemeinde. Der Hauptbetriebsplan, (veröffentlicht durch die Regierung von Oberbayern) ist incl. aller Gutachten abrufbar unter: https://www.regierung.oberbayern.bayern.de/mam/dokumente/ bereich2/pfv/bergbau/bpv_ohne_foe_oeff/gt_herrsching_-_hauptbetriebsplan_-_textteil.pdf 2. Leserbrief: Zur obigen Gegendarstellung möchte ich Folgendes ergänzen: Pro Natur Herrsching setzt sich intensiv für den Ausbau erneuerbarer Energien in unserer Gemeinde ein. Herrsching liegt hierbei im Landkreis Starnberg auf dem letzten Platz. Lediglich 9,2 % des Stromverbrauchs stammen in Herrsching aus erneuerbaren Quellen, während der Bundesdurchschnitt bereits bei rund 60 % liegt. Dies erklärt die Dringlichkeit unserer Aktivitäten. Der Ausbau der Tiefengeothermie bietet hierfür nicht nur ein Lösung zur sauberen Energiegewinnung für Wärme und Strom in Herrsching, sondern gleichzeitig auch eine wichtige Möglichkeit, die klammen Gemeindefinanzen wieder aus dem Defizit zu heben. Allein im Jahr 2024/25 fehlten Herrsching rund 1,2 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr – eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss. Pro Natur Herrsching setzt sich im Landkreis Starnberg leidenschaftlich für den Schutz der Moore ein. Dabei geht es uns besonders um den Erhalt ihrer empfindlichen Lebensräume, die Wiedervernässung der Flächen, sowie die Nutzung von Paludikulturen zur nachhaltigen Bewirtschaftung. Jedes größere Bauwerk – sei es ein Kraftwerk, das ehemals geplante Großkrankenhaus für den Landkreis Starnberg oder auch unser Gymnasium – führt zwangsläufig zu einer Bodenversiegelung und beeinflusst damit Natur und Wasserhaushalt, weshalb Pro Natur sich dafür einsetzt, das „Leitbild der wassersensiblen Gemeinde“ („Schwammstadt“) praxisnah weiterzuentwickeln: Regenwasser vor Ort versickern, verdunsten und speichern zu lassen, den Umgang mit Starkregen zu verbessern und unsere Gemeinde zugleich widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Hitze zu machen.

Karin Casaretto
1. Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins ProNatur Herrsching

Leserbrief von Joachim Walser vom 16.07.2025

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum Leserbrief in der Ausgabe vom 18. Juli 2025 auf Seite 5 und dem daneben stehenden Artikel „Pro Natur Herrsching“ (https://www.herrschinger-spiegel.de/zuhoeren-verstehen-gemeinsam-gestalten/) möchte ich gerne mit einem eigenen Leserbrief Stellung nehmen.

Herrsching hat eine einzigartige Lage mitten in der Natur. Herrsching hat auch eine umfassende Infrastruktur, wenngleich auch der eine oder andere Anbieter in den letzten Jahren leider abhandengekommen ist, wie etwa das Kino. Herrsching hat dabei – zum Glück – nicht die klassischen großen Discounter oder die großen Fastfood-Anbieter oder ein klassisches Industriegebiet. Herrsching hat deshalb sicherlich noch Attraktivität für (sanften) Tourismus, idealerweise mit echten (Langzeit-)Urlaubern und nicht nur den Wochenend-Tagesgästen aus München. Das dient auch den Einwohnern doppelt. Nämlich über Gewerbesteuereinnahmen für einen funktionierenden Gemeindehaushalt und einen Erhalt der Infrastruktur, um alles im Ort erledigen zu können. Womit wiederum allen Gewerbetreibenden, Handwerkern, Freiberuflern und Händlern gedient ist – auch der Gastronomie.

Dafür wirbt die Gemeinde Herrsching mit folgendem Slogan: „Bis ins 19. Jahrhundert hinein siedelten in Herrsching und seinen Ortsteilen Breitbrunn und Widdersberg hauptsächlich Fischer und Bauern. Auch deshalb wurde der Ammersee – im Gegensatz zum fürstlich-mondänen Starnberger See – im Volksmund lange ‚Bauernsee‘ genannt. Diesen Charme hat er sich bis heute bewahrt.“

Und genau das muss zunächst erhalten bleiben, damit in diesem Rahmen dem Bürger sein einzigartiges Wohnumfeld gewahrt bleibt und der Ort für den Touristen attraktiv ist.

Vordringlichstes Ziel muss es also sein, Herrsching in seinem heutigen naturintegrierten Bestand zu erhalten und zu fördern. Dazu zählt herausragend auch das Herrschinger Moos. Dieses ist ein Landschaftsschutzgebiet, Naturschutzgebiet und Teil der Vogelschutzzone Ammerseegebiet. Es ist ein FFH-Gebiet 7933-272 „Europäisches Naturerbe Natura 2000, Landkreis Starnberg, Herrschinger Moos und Aubachtal“. Inkludiert ist hier die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG FFH-RL) und die Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG).

Dies aber ist gegenwärtig gefährdet durch die Planung einer großen lärmenden, umweltgefährdenden und -verunstaltenden Bohrstelle für ein – generell nie ungefährliches und regelmäßig unwirtschaftliches – Tiefengeothermieprojekt mit anschließendem Kraftwerk und Stromerzeugung sowie Wärmeverteilungsrohren an hochsensibler Stelle quasi eingebettet in das Naturschutzgebiet und nahe am Wohngebiet, wobei zudem mit 10 m hohen Wänden der Blick auf den Pilsensee verstellt wird. Finanziert durch die Steuergelder der Bürger aus Bundesmitteln und EU-Mitteln, die aber später am Gewinn nicht partizipieren werden. Etwaige Verlegungen von Stromleitungen und/oder Fernwärmeleitungen werden die Natur und die Straßen der Stadt jahrelang in Baustellen verwandeln. Kein schönes Bild für Touristen. Rücklagen für Rückbauten muss der Betreiber nicht bilden, so dass die Beseitigung einer Ruine auch wieder nur den Bürger als Steuerzahler trifft.

Und genau für dieses Projekt plädiert der Vorstand des Vereins „Pro Natur Herrsching“ nachhaltig, der sich ansonsten doch so intensiv für Naturschutz einsetzen will und jeden Baum rettet; hier aber vor der nachhaltigen Zerstörung des Herrschinger Mooses und seiner gefiederten Bewohner (von den menschlichen gar nicht zu reden) nicht zurückschreckt.

Es sollten also die Prioritäten richtig gesetzt werden. Erst dann bleibt Raum für weiteres.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Walser
Bürger der Gemeinde Herrsching

Leserbrief von G. Wagner vom 25.07.2025

…zum Leserbrief von Herrn Fritz Frömming

Sehr geehrter Herr Frömming!
Chapeau zu Ihrem Beitrag im Herrschinger Spiegel!
Er spricht uns aus der Seele!
Wir wohnen seit über 30 Jahren in Herrsching und sind mittlerweile „junge Rentner“.
In so vielen Jahren haben wir Herrsching zunehmend als liebens- und lebenswerten Ort empfunden.
Zunehmend empfinden wir es jedoch auch so, dass es einzelnen Mitbürgern an Lebensfreude fehlt und sie rigoros auf Eigeninteressen bestehen und sie seitens der Politik in aller Regel Bestätigung finden. Unser Rathaus versteckt sich gerne hinter Paragraphen.
Anstatt dass wir alle froh darüber sind, dass es in Herrsching noch ein Lokal wie das Kiez gibt, in dem man von früh bis spät einkehren kann, ein kleines Essen, einen Drink oder auch nur ein Bierchen bestellen kann, wird es zunehmend den Spaßbremsen in Herrsching möglich gemacht, ihre Griesgrämigkeit durchzusetzen. Wie schade!
Nicht nur der Tourismus leidet darunter, auch wir Bürger in Herrsching möchten im Sommer auch mal im Freien einen lauen Sommerabend genießen können. Diese Abende sind selten genug. Und mit „Ballermann“ hat das überhaupt nichts zu tun! 
Wir hoffen, das Kiez bleibt uns – auch gelegentlich mit einer fröhlichen Musikveranstaltung – erhalten! Auch über 22.00 Uhr hinaus!
Mit freundlichen Grüßen
G. Wagner

Leserbrief von Fritz Frömming vom 02.07.2025

Sommernachtsflaute statt Sommernachtsträume

Herrsching hat ein Problem – und es ist nicht der Tourismus, sondern der Umgang mit ihm. Als Betreiber des KIEZ und als jemand, der seit Jahren mit Herzblut dafür arbeitet, diesen Ort lebendig zu halten, kann ich das nicht länger stillschweigend hinnehmen.

Was wir hier erleben, ist ein systematisches Ausbremsen all jener, die Herrsching als lebens- und liebenswerten Ort gestalten wollen. Wir, die Gastronominnen und Gastronomen, investieren Zeit, Geld, Energie – und bekommen dafür regelmäßig einen Maulkorb verpasst. Keine Außenbewirtung nach 22 Uhr. Musikverbot. Willkürliche Einschränkungen. Und das in einem Ort, der sich als Tourismusstandort versteht?

Es reicht nicht, sich mit See und Alpenblick zu schmücken. Ein Ort, der vom Tourismus lebt – und das tut Herrsching –, muss sich auch dazu bekennen. Dazu gehört ein klares Bekenntnis zur Außengastronomie, zur Aufenthaltsqualität, zur Lebensfreude. Stattdessen erleben wir: Einzelinteressen dominieren die kommunale Entscheidungsfindung, während die Politik schweigt oder sich hinter Paragraphen versteckt.

Niemand fordert hier Ballermann-Verhältnisse. Wir reden von einem lauen Sommerabend mit Freunden, einem Glas Wein am See, Musik, die nicht lauter ist als der Applaus bei einer Hochzeit. Das ist keine Zumutung – das ist Lebensqualität. Und die wird gerade systematisch zerstört.

Die Konsequenzen sind nicht theoretisch. Sie sind ganz real: Umsatzeinbrüche, Entlassungen, leer gefegte Abende. Wir fahren das Personal runter, schließen früher, kürzen die Angebote – und das in der Hauptsaison. Jeder Mittelständler weiß: So ruiniert man einen Standort, lange bevor es jemand merkt. Dabei geht es nicht darum, irgendjemandem etwas wegzunehmen. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Gastronomie ermöglichen, nicht verhindern. Um Regeln, die für alle nachvollziehbar sind – und nicht davon abhängen, wer sich am lautesten beschwert. Vor allem aber geht es um ein Grundverständnis: Dass ein Tourismusort auch Strukturen braucht, die zu dieser Rolle passen.

Vielleicht ist genau jetzt der Moment, sich ehrlich zu fragen: Will Herrsching tatsächlich ein Ort sein, der für Gäste wie für Einheimische lebt – oder bleibt es bei der schönen Kulisse und dem immergleichen Stillstand?

Fritz Frömming
Betreiber des KIEZ Herrsching

Jetzt teilen:

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Blickpunkt:

Zufällig interessant?

Neueste Meldungen:

Werbung

Menü