Spanisches Lebensgefühl „to go“ für Zuhause: die neue CD „Marineros en tierra“ von Ricardo Volkert und seinem Ensemble (Foto: Volker Rebhan)
Ricardo Volkert und seine neue CD „Marineros en tierra“
Eine musikalische Reise zu den Wurzeln der Kindheit; eine Hommage an die Ausdruckskraft spanischer und lateinamerikanischer Dichter. Ein Titel, der die Gefühle vieler Künstler in Corona-Zeiten widerspiegelt – und ganz einfach eine CD mit wunderschöner Musik. „Seeleute an Land“, so der Titel in deutscher Übersetzung – also da, wo sie nicht hingehören, bzw. nicht sein wollen. Und so ist auch die Aufnahme von CD‘s nicht unbedingt die Lieblingsbeschäftigung von Ricardo Volkert, der so viel lieber vor dem Publikum seine Musik spielt und der sonst die Sommer in seiner 2. Heimat Andalusien verbringt. Beides war nicht möglich in diesen Zeiten, die er nun für die Aufnahme seiner neuen CD nutzte.
„Marineros en Tierra“ nannte der andalusische Poet Rafael Alberti (1902-1999 auch seinen 1. Gedichtband in dem er sehnsuchtsvolle Erinnerungen an den Ort seiner Kindheit festhält. An die Küste im Süden des Landes, die er im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie verlassen musste. Schreibt über seine Sehnsucht nach dem Meer, nach dem freien und ungezwungenen Leben dort – und kaum benötigt man die deutsche Übersetzung, um aus den eindrucksvoll gesungenen Liedtexten von Ricardo Volkert den Sinn hinter den spanischen Texten zu erfassen. Entwurzelt und anklagend: „Warum brachtest du mich, Vater, in die Stadt? Warum hast Du mich aus dem Meer gehoben?“
Sechs der Gedichte hat Ricardo Volkert für seine neue CD vertont und gemeinsam mit den Sängerinnen Carmen López und La Picarona, Bandoneonspieler Stefan Straubinger, Cellistin Jost-H. Hecker und dem Percussionist und Hornist Ludwig Himpsl eingespielt. Dazu: traditioneller Flamenco und Lyrik von Pablo Neruda und anderen spanisch-sprechenden Dichtern – allesamt nicht unbedingt für Mainstream bekannt. Ricardo Volkert singt auf Spanisch und legt doch immer großen Wert darauf, dass die Texte verstanden werden. Einmal durch seine eindrucksvolle stimmliche Interpretation, durch gesprochene Übersetzungen und sehr ausführliche Booklets, die er seinen CD’s beilegt.
Man kann also guten Gewissens behaupten, dass der Herrschinger Musiker die konzertfreie Zeit des 2. Lockdowns sehr gut genutzt hat. Eine CD, durchdrungen mit dem Lebensgefühl spanischer und spanischsprechender Tradition. Eine musikalische Reise in seine 2. Heimat, von frühester Kindheit bis heute. Wo seine Eltern ein Haus, „sein Paradies der Kindheit“, bauten und er in den Schulferien seinen ersten Gitarrenunterricht erhielt – der ihn augenscheinlich sehr prägte.
Wer Ricardo Volkert live erleben möchte, hat dazu in Herrsching am 1. Mai die nächste Gelegenheit. Auf Einladung des Kulturvereins wird er im Kurparkschloss keine Flamencos, sondern „Songs of Love & Peace“ singen. Klassiker von Bob Dylan, Cat Stevens, Leonhard Cohen u.a. gegen Hetze und Gewalt. Angesichts der jüngsten Entwicklungen wieder aktueller denn je.
Für Sie berichtete Barbara Geiling.